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Klarheit und Anpassung – Der tägliche Spagat in der Führung
Es gibt diese Momente, in denen alles perfekt durchgeplant ist und vollständige Klarheit herrscht … und dann kommt das Leben dazwischen. Neulich ging es mir so beim Wandern: gutes Wetter gemeldet, Route klar, alles im Griff. Zwei Stunden später: dunkle Wolken, Regen wie aus Eimern. Kein Plan B. Kein Sichtkontakt. Nur ich, der Weg und die Frage: Was jetzt?
Genau so fühlt sich Führung heute oft an.
Du hast Klarheit in deiner Strategie, deinem Zielbild, vielleicht sogar gute Kommunikationslinien – und plötzlich bricht etwas weg: ein Projekt, ein Markt, ein Teammitglied. Was dann? Festhalten? Oder loslassen und neu justieren?
Lass uns diesen Fragen im heutigen Artikel gemeinsam auf den Grund gehen.
Warum scheitern Veränderungsprozesse?
Wenn Veränderungsprozesse scheitern, liegt das selten an der Strategie. Meist liegt es daran, dass der Wandel nicht glaubhaft vorgelebt wird. Besonders von denen, die führen.
Veränderung ist keine technische Aufgabe – sie ist eine Beziehungsaufgabe. Und diese Beziehung beginnt bei dir selbst.
Wenn du als Führungskraft von deinem Team Veränderung erwartest, aber selbst an alten Mustern festhältst, sendest du unbewusst eine doppelte Botschaft. Du forderst mehr Eigenverantwortung, kontrollierst aber weiter jeden Schritt. Du sprichst von Agilität, entscheidest aber top-down. Das funktioniert nicht.
Eine Führungskraft brachte es mal so auf den Punkt: “Meine Leute tun nicht, was ich sage. Sie tun, was ich vorlebe.”
Denn Wandel braucht Vorbilder.
Veränderung verkörpern
Ich erinnere mich an einen Kollegen mitten in einem großen Change-Prozess. Neue Rollen, neue Software, neue Abläufe. Alles neu. Und er? Er stand vor seinem Team und sagte: “Ich komme selbst noch nicht mit allem klar. Ich brauche Schulung, muss mich einarbeiten. Aber ich bin bereit zu lernen, gemeinsam mit euch.”
Diese Ehrlichkeit wirkte. Plötzlich war Bewegung möglich, weil klar war: Wir sitzen im selben Boot. Und die Person, die führt, tut das nicht aus der Distanz, sondern mittendrin.
Veränderung zu leben bedeutet nicht, perfekt zu sein. Es bedeutet, sichtbar zu machen, dass du bereit bist, dich zu hinterfragen. Du bist Multiplikator für den Wandel. Dein Verhalten wirkt mehr als jede Change-Folie.
Führung zwischen Stabilität und Flexibilität
Führen in der Veränderung braucht Klarheit, aber auch Beweglichkeit. Viele glauben, beides schließe sich aus. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.
Nur wer beweglich bleibt, kann Orientierung geben. Aber: Beweglichkeit ist nicht das gleiche wie Beliebigkeit. Sie bedeutet, anpassungsfähig zu sein, ohne den inneren Kompass zu verlieren. Entscheidungen zu treffen, obwohl sich die Lage ändert. Verantwortung zu übernehmen, auch wenn der Weg sich neu formt.
Ein Bild, das ich gern verwende, ist das Segeln: Der Kurs muss sich anpassen, je nachdem, wie der Wind steht. Das Ziel bleibt. Der Weg dorthin ist beweglich.
Gute Führung funktioniert ähnlich: Klarheit in Haltung und Werten, Flexibilität in der Methode.
Ein täglicher Spagat – Was hilft in der Praxis?
Wenn du New Work Formate einführst, hybride Teams leitest oder neue Entscheidungswege etablierst, brauchst du Flexibilität. Aber nicht um jeden Preis. Es geht darum, Rahmen zu setzen, die zugleich Halt geben und Mitgestaltung ermöglichen.
Frag dich:
- Was ist für mich als Führungskraft nicht verhandelbar? (z. B. Vertrauen, Transparenz, Verbindlichkeit)
- Wo bin ich bereit, mich anzupassen? (z. B. Formate, Arbeitszeiten, Tools)
- Was kann ich gemeinsam mit dem Team aushandeln, ohne meine Rolle aufzugeben?
So bleibst du beweglich, aber nicht flatterhaft. Und genau das schafft Vertrauen.
Denn Menschen merken, ob du Wandel nur managst oder ob du ihn mitträgst. Ob er auf der Folie stattfindet, oder im Alltag spürbar wird.
Kleine Taten, große Wirkung
Veränderung zeigt sich nicht in Schlagworten. Sondern im Alltag. In der Sprache. Im Verhalten. In der Art, wie entschieden wird. Und genau hier kannst du als Führungskraft wirksam werden.
Zum Beispiel mit kleinen Ritualen:
- Ein Lernjournal am Freitag: Was habe ich gelernt? Was hat nicht funktioniert? Was nehme ich mit?
- Ein Quartals-Rückblick: Wer hat was ausprobiert – unabhängig vom Ergebnis?
- Reframing in der Sprache: Nicht “Fehler” oder “Problem”, sondern “Erkenntnislücke” oder “Was können wir daraus lernen?”
Führung heißt hier nicht, ständig neue Impulse zu geben, sondern Räume zu schaffen, in denen Veränderung entstehen kann.
Und manchmal bedeutet das auch: sich zurücknehmen.
Veränderung sichtbar machen heißt: Konsequent handeln, verlässlich kommunizieren und spürbar entscheiden, wie du führen willst. Nicht irgendwann. Jetzt.
Denn wenn du beweglich bleibst, bleibt auch dein Team in Bewegung.
Alltagstipps für bewegliche Führung
Abschließend möchte ich dir noch drei Impulse an die Hand geben, wie du dieses Wissen in der Praxis umsetzen kannst:
1. Check-in mit dir selbst:
Nimm dir regelmäßig Zeit zur Selbstreflexion:
Wo bist du zu starr? Wo zu flatterhaft? Was ist Gewohnheit, was gibt wirklich Halt? Was dient der Sache und was eher deinem eigenen Sicherheitsbedürfnis?
2. Sprich über das Warum und das Noch-nicht-Wissen:
Veränderung braucht Dialog. Sag offen, warum etwas passiert. Und auch, wo du noch keine Antwort hast. Das schafft Vertrauen.
3. Setze auf Rituale statt neue Regeln:
Menschen brauchen Orientierung, aber nicht durch mehr Kontrolle, sondern durch lebendige Strukturen. Rituale helfen, Wandel erlebbar zu machen.
Und denke daran: Veränderung beginnt nicht im Organigramm. Sie beginnt in deinem Denken, Sprechen und Handeln. Mit Präsenz und Ehrlichkeit.
So entsteht Vertrauen. Und daraus Wirkung.