Führen in unsi­che­ren Zeiten

Juni 10, 2025

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Führen in unsi­che­ren Zeiten: Warum innere Klar­heit wich­ti­ger ist als Kon­trol­le

Füh­rung bedeu­tet nicht immer, den Weg zu kennen.

Manch­mal wird von uns als Füh­rungs­kraft Ori­en­tie­rung erwar­tet, wäh­rend wir selbst kaum wissen, was hinter der nächs­ten Kurve liegt. Wenn sich Pläne stän­dig ändern und das große Ganze irgend­wo im Nebel liegt.

Und trotz­dem schau­en andere auf uns, in der Hoff­nung, dass wir eine Rich­tung vor­ge­ben.

Kürz­lich hatte ich eine Situa­ti­on, die genau dieses Gefühl wider­spie­gelt:

Ich stand mit meinem Auto in einer frem­den Stadt. Es war dunkel, leich­ter Regen, das Navi hatte den Geist auf­ge­ge­ben. Der ein­zi­ge Hin­weis: „Rich­tung Zen­trum“. Mehr nicht.

Ein Moment, der für mich sinn­bild­lich steht für das, was Füh­rung heute oft ist:

unsi­cher – aber hand­lungs­be­dürf­tig.

Wie also navi­gie­ren wir in einer Rolle, die von Wandel und Kom­ple­xi­tät geprägt ist? Wie tref­fen wir Ent­schei­dun­gen, geben unse­ren Teams Halt und gehen voran, gerade dann, wenn wir selbst keine klare Karte haben?

Genau solche Fragen stelle ich mir und möchte in diesem Blog­bei­trag meine Erkennt­nis­se und Erfah­run­gen dazu teilen.

Was kraft­vol­ler ist als Kon­trol­le

Wenn alles in Bewe­gung ist – neue Anfor­de­run­gen, wech­seln­de Stra­te­gien, inter­nes Chaos – grei­fen viele zu einem alt­be­kann­ten Muster: mehr Vor­ga­ben, mehr Struk­tur, mehr Kon­trol­le.

Dieser Reflex ist nur allzu ver­ständ­lich. Kon­trol­le ver­mit­telt das Gefühl, wieder etwas im Griff zu haben. Doch genau darin liegt ein Trug­schluss:

Was sich für die Füh­rung nach Sta­bi­li­tät anfühlt, wirkt im Team oft gegen­tei­lig: eng, klein, demo­ti­vie­rend.

Was Men­schen in unsi­che­ren Zeiten statt­des­sen brau­chen, ist eine Füh­rungs­kraft, die prä­sent ist und den nächs­ten Schritt sicht­bar macht, auch wenn der Weg dahin­ter noch im Nebel liegt.

Ein Pro­duk­ti­ons­lei­ter, mit dem ich gear­bei­tet habe, hat das ein­drück­lich gezeigt.

Sein Werk war stark von Lie­fer­eng­päs­sen betrof­fen, Pla­nung war kaum mög­lich.

Statt alles an sich zu ziehen, lud er sein Team jeden Montag zu einer gemein­sa­men Lage­be­spre­chung ein, in der er Fragen stell­te wie:

Was wissen wir und was nicht? Was ist diese Woche ent­schei­dend? Was brau­chen die Teams, um gut arbei­ten zu können?

Das Ergeb­nis: Das Team war im Bild. Sie fühl­ten sich gehört und sie wuss­ten: Wir haben hier jeman­den, der uns durch die Unge­wiss­heit führt und Ori­en­tie­rung gibt.

Innere Klar­heit als Füh­rungs­stär­ke

In beweg­ten Zeiten rich­tet sich der Blick schnell nach außen: auf Stra­te­gie­pa­pie­re, Zahlen oder große Pro­jekt­plä­ne. Doch die wirk­lich ent­schei­den­de Aus­rich­tung ent­steht woan­ders… Im Inne­ren.

Viel­leicht klingt das wie ein Kli­schee, aber es liegt viel Wahr­heit darin. Denn je dif­fu­ser das Außen, desto klarer muss das Innen sein.

Eine Bereichs­lei­te­rin erzähl­te mir, dass sie sich jeden Frei­tag eine Stunde zur Selbst­re­fle­xi­on blockt: Was war diese Woche wirk­lich wich­tig? Wofür stehe ich? Was ist mir gerade wich­tig als Füh­rungs­kraft?

Warum? Sie hat es so beschrie­ben: „Ich hatte mona­te­lang das Gefühl, nur noch hin­ter­her­zu­lau­fen. Immer neue Anfor­de­run­gen, keine Zeit zum Nach­den­ken. Bis mir bewusst wurde: Mein Team spürt das. Die sind genau­so ver­un­si­chert wie ich, aber sie schau­en auf mich.“

Diese kleine Rou­ti­ne hat nicht all ihre Unsi­cher­hei­ten besei­tigt. Aber sie hat ihr gehol­fen, innere Klar­heit zu gewin­nen und genau das macht sie wirk­sa­mer.

Genau hier liegt ein Schritt, den viele über­ge­hen: Sich bewusst zu machen, wofür man als Füh­rungs­kraft stehen will, gerade dann, wenn alles im Wandel ist und Sicher­heit fehlt.

Was also sind deine Füh­rungs­an­ker? Was sind deine Prin­zi­pi­en? Was gibt dir Halt?

Zum Bei­spiel:

  • Ich kom­mu­ni­zie­re ehr­lich – auch wenn’s unbe­quem ist.
  • Ich schaf­fe Ori­en­tie­rung, wo ich kann – und benen­ne, wo ich sie nicht habe.
  • Ich bleibe hand­lungs­fä­hig – auch wenn die Lage unge­wiss ist.

Innere Klar­heit ersetzt keine Gewiss­heit, aber sie trägt dich, wenn alles andere wankt.

Ent­schei­dun­gen trotz Unsi­cher­heit

Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, obwohl nicht alles klar ist … Das klingt leich­ter, als es sich im Alltag anfühlt.

Gerade erfah­re­ne Füh­rungs­kräf­te kennen den Druck, „rich­tig“ ent­schei­den zu müssen. Nie­mand will das Team ver­un­si­chern oder später zurück­ru­dern. Also wird ana­ly­siert, gescho­ben, geprüft – bis der Moment längst ver­stri­chen ist.

Nur: Der per­fek­te Zeit­punkt? Der kommt oft nicht.

Schon gar nicht, wenn sich die Rah­men­be­din­gun­gen im Wochen­takt ver­än­dern.

Ein Geschäfts­füh­rer hat es einmal tref­fend for­mu­liert: „Früher dachte ich, wenn ich ent­schei­de, muss es sitzen. Heute weiß ich: Ent­schei­den heißt auch, nach­steu­ern zu dürfen.“

Und genau das ist der Punkt: hand­lungs­fä­hig blei­ben, auch wenn nicht alles sicher ist. Nicht belie­big, aber beweg­lich und offen für Anpas­sung, wenn sich Dinge ver­än­dern.

Wich­tig dafür ist Trans­pa­renz, damit Ent­schei­dun­gen auch nach­voll­zieh­bar sind.

Statt: „Wir machen das jetzt so.“

Lieber: „Auf Basis dessen, was wir heute wissen, ist das unser nächs­ter Schritt. Wenn sich etwas ändert, schau­en wir neu drauf.“

Diese Hal­tung öffnet den Raum für Mit­ein­an­der. Es geht nicht nur darum, was ent­schie­den wird – son­dern wie wir gemein­sam als Team mit der Unsi­cher­heit umge­hen.

Wenn du zögerst, weil noch nicht alles klar ist, frag dich, welche Ent­schei­dung heute trag­fä­hig und ver­ant­wort­bar ist.  Oft reicht genau das, um den nächs­ten Schritt zu gehen.

Prak­ti­sche Tipps für die Umset­zung

Klingt gut in der Theo­rie – aber wie lässt sich dieses Wissen im Füh­rungs­all­tag inte­grie­ren?

Hier sind drei Impul­se, die dir dabei helfen können.

1. Kenn deine Prin­zi­pi­en – und schreib sie auf

Nimm dir 20 Minu­ten unge­stör­te Zeit, um fol­gen­de Fragen zu reflek­tie­ren:

  • Wofür stehe ich als Füh­rungs­kraft, wenn es unüber­sicht­lich wird?
  • Wie will ich wirken – auch unter Druck?
  • Worauf sollen sich andere bei mir ver­las­sen können?

Schreib dir deine drei zen­tra­len Füh­rungs­prin­zi­pi­en auf, damit du in stür­mi­schen Zeiten immer wieder zu ihnen zurück­keh­ren kannst.

2. Sei Trans­pa­rent

Kom­mu­ni­zie­re nicht nur deine Ent­schei­dun­gen, son­dern auch, was deine Ent­schei­dungs­fak­to­ren waren. Was weißt du zu diesem Zeit­punkt und wo fehlen Fakten?

Zum Bei­spiel: „Wir kennen die Details der neuen Stra­te­gie noch nicht. Aber wir wissen, was jetzt wich­tig ist: Kun­den­zu­frie­den­heit halten, Pro­jek­te prio­ri­sie­ren, Kom­ple­xi­tät redu­zie­ren.“

Trans­pa­renz ist kein Zei­chen von Schwä­che, son­dern von Füh­rungs­stär­ke. Diese Art von Kom­mu­ni­ka­ti­on schafft Ver­trau­en, gerade, weil sie ehr­lich ist.

3. Eta­blie­re kleine Ritua­le, die Halt geben

In unsi­che­ren Zeiten brau­chen Men­schen etwas zum Fest­hal­ten. Ritua­le können genau solche Anker sein.

Zum Bei­spiel:

  • Wöchent­li­cher Check-in im Team: 15 Minu­ten: Was ist die aktu­el­le Infor­ma­ti­ons­la­ge? Was steht an?
  • Monat­li­cher Füh­rungs-Rück­blick: Was hat funk­tio­niert? Was braucht mehr Auf­merk­sam­keit?
  • “Klar­heits­mi­nu­te” am Ende von Mee­tings: Was nehme ich mit? Was ist mein nächs­ter Schritt?

Solche klei­nen Ritua­le sind extrem wir­kungs­voll. Sie machen Füh­rung sicht­bar und spür­bar. Und sie geben Ori­en­tie­rung.

Fazit

Unsi­cher­heit gehört heute zum Füh­rungs­all­tag – doch genau darin liegt auch eine Chance: Nicht alles wissen zu müssen, aber prä­sent zu sein. Nicht Kon­trol­le aus­zu­üben, son­dern trans­pa­rent zu kom­mu­ni­zie­ren und gemein­sam das Unge­wis­se zu navi­gie­ren.

Wenn du aus diesem Bei­trag nur eines mit­nimmst, dann viel­leicht das:

Füh­rung in beweg­ten Zeiten, wenn der Weg unge­wiss ist, braucht vor allem innere Klar­heit.

Viel­leicht ist es genau das, was echte Füh­rung heute aus­macht.:

Mutig den nächs­ten Schritt gehen, auch ohne “Land­kar­te”.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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