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Führen in unsicheren Zeiten: Warum innere Klarheit wichtiger ist als Kontrolle
Führung bedeutet nicht immer, den Weg zu kennen.
Manchmal wird von uns als Führungskraft Orientierung erwartet, während wir selbst kaum wissen, was hinter der nächsten Kurve liegt. Wenn sich Pläne ständig ändern und das große Ganze irgendwo im Nebel liegt.
Und trotzdem schauen andere auf uns, in der Hoffnung, dass wir eine Richtung vorgeben.
Kürzlich hatte ich eine Situation, die genau dieses Gefühl widerspiegelt:
Ich stand mit meinem Auto in einer fremden Stadt. Es war dunkel, leichter Regen, das Navi hatte den Geist aufgegeben. Der einzige Hinweis: „Richtung Zentrum“. Mehr nicht.
Ein Moment, der für mich sinnbildlich steht für das, was Führung heute oft ist:
unsicher – aber handlungsbedürftig.
Wie also navigieren wir in einer Rolle, die von Wandel und Komplexität geprägt ist? Wie treffen wir Entscheidungen, geben unseren Teams Halt und gehen voran, gerade dann, wenn wir selbst keine klare Karte haben?
Genau solche Fragen stelle ich mir und möchte in diesem Blogbeitrag meine Erkenntnisse und Erfahrungen dazu teilen.
Was kraftvoller ist als Kontrolle
Wenn alles in Bewegung ist – neue Anforderungen, wechselnde Strategien, internes Chaos – greifen viele zu einem altbekannten Muster: mehr Vorgaben, mehr Struktur, mehr Kontrolle.
Dieser Reflex ist nur allzu verständlich. Kontrolle vermittelt das Gefühl, wieder etwas im Griff zu haben. Doch genau darin liegt ein Trugschluss:
Was sich für die Führung nach Stabilität anfühlt, wirkt im Team oft gegenteilig: eng, klein, demotivierend.
Was Menschen in unsicheren Zeiten stattdessen brauchen, ist eine Führungskraft, die präsent ist und den nächsten Schritt sichtbar macht, auch wenn der Weg dahinter noch im Nebel liegt.
Ein Produktionsleiter, mit dem ich gearbeitet habe, hat das eindrücklich gezeigt.
Sein Werk war stark von Lieferengpässen betroffen, Planung war kaum möglich.
Statt alles an sich zu ziehen, lud er sein Team jeden Montag zu einer gemeinsamen Lagebesprechung ein, in der er Fragen stellte wie:
Was wissen wir und was nicht? Was ist diese Woche entscheidend? Was brauchen die Teams, um gut arbeiten zu können?
Das Ergebnis: Das Team war im Bild. Sie fühlten sich gehört und sie wussten: Wir haben hier jemanden, der uns durch die Ungewissheit führt und Orientierung gibt.
Innere Klarheit als Führungsstärke
In bewegten Zeiten richtet sich der Blick schnell nach außen: auf Strategiepapiere, Zahlen oder große Projektpläne. Doch die wirklich entscheidende Ausrichtung entsteht woanders… Im Inneren.
Vielleicht klingt das wie ein Klischee, aber es liegt viel Wahrheit darin. Denn je diffuser das Außen, desto klarer muss das Innen sein.
Eine Bereichsleiterin erzählte mir, dass sie sich jeden Freitag eine Stunde zur Selbstreflexion blockt: Was war diese Woche wirklich wichtig? Wofür stehe ich? Was ist mir gerade wichtig als Führungskraft?
Warum? Sie hat es so beschrieben: „Ich hatte monatelang das Gefühl, nur noch hinterherzulaufen. Immer neue Anforderungen, keine Zeit zum Nachdenken. Bis mir bewusst wurde: Mein Team spürt das. Die sind genauso verunsichert wie ich, aber sie schauen auf mich.“
Diese kleine Routine hat nicht all ihre Unsicherheiten beseitigt. Aber sie hat ihr geholfen, innere Klarheit zu gewinnen und genau das macht sie wirksamer.
Genau hier liegt ein Schritt, den viele übergehen: Sich bewusst zu machen, wofür man als Führungskraft stehen will, gerade dann, wenn alles im Wandel ist und Sicherheit fehlt.
Was also sind deine Führungsanker? Was sind deine Prinzipien? Was gibt dir Halt?
Zum Beispiel:
- Ich kommuniziere ehrlich – auch wenn’s unbequem ist.
- Ich schaffe Orientierung, wo ich kann – und benenne, wo ich sie nicht habe.
- Ich bleibe handlungsfähig – auch wenn die Lage ungewiss ist.
Innere Klarheit ersetzt keine Gewissheit, aber sie trägt dich, wenn alles andere wankt.
Entscheidungen trotz Unsicherheit
Entscheidungen zu treffen, obwohl nicht alles klar ist … Das klingt leichter, als es sich im Alltag anfühlt.
Gerade erfahrene Führungskräfte kennen den Druck, „richtig“ entscheiden zu müssen. Niemand will das Team verunsichern oder später zurückrudern. Also wird analysiert, geschoben, geprüft – bis der Moment längst verstrichen ist.
Nur: Der perfekte Zeitpunkt? Der kommt oft nicht.
Schon gar nicht, wenn sich die Rahmenbedingungen im Wochentakt verändern.
Ein Geschäftsführer hat es einmal treffend formuliert: „Früher dachte ich, wenn ich entscheide, muss es sitzen. Heute weiß ich: Entscheiden heißt auch, nachsteuern zu dürfen.“
Und genau das ist der Punkt: handlungsfähig bleiben, auch wenn nicht alles sicher ist. Nicht beliebig, aber beweglich und offen für Anpassung, wenn sich Dinge verändern.
Wichtig dafür ist Transparenz, damit Entscheidungen auch nachvollziehbar sind.
Statt: „Wir machen das jetzt so.“
Lieber: „Auf Basis dessen, was wir heute wissen, ist das unser nächster Schritt. Wenn sich etwas ändert, schauen wir neu drauf.“
Diese Haltung öffnet den Raum für Miteinander. Es geht nicht nur darum, was entschieden wird – sondern wie wir gemeinsam als Team mit der Unsicherheit umgehen.
Wenn du zögerst, weil noch nicht alles klar ist, frag dich, welche Entscheidung heute tragfähig und verantwortbar ist. Oft reicht genau das, um den nächsten Schritt zu gehen.
Praktische Tipps für die Umsetzung
Klingt gut in der Theorie – aber wie lässt sich dieses Wissen im Führungsalltag integrieren?
Hier sind drei Impulse, die dir dabei helfen können.
1. Kenn deine Prinzipien – und schreib sie auf
Nimm dir 20 Minuten ungestörte Zeit, um folgende Fragen zu reflektieren:
- Wofür stehe ich als Führungskraft, wenn es unübersichtlich wird?
- Wie will ich wirken – auch unter Druck?
- Worauf sollen sich andere bei mir verlassen können?
Schreib dir deine drei zentralen Führungsprinzipien auf, damit du in stürmischen Zeiten immer wieder zu ihnen zurückkehren kannst.
2. Sei Transparent
Kommuniziere nicht nur deine Entscheidungen, sondern auch, was deine Entscheidungsfaktoren waren. Was weißt du zu diesem Zeitpunkt und wo fehlen Fakten?
Zum Beispiel: „Wir kennen die Details der neuen Strategie noch nicht. Aber wir wissen, was jetzt wichtig ist: Kundenzufriedenheit halten, Projekte priorisieren, Komplexität reduzieren.“
Transparenz ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Führungsstärke. Diese Art von Kommunikation schafft Vertrauen, gerade, weil sie ehrlich ist.
3. Etabliere kleine Rituale, die Halt geben
In unsicheren Zeiten brauchen Menschen etwas zum Festhalten. Rituale können genau solche Anker sein.
Zum Beispiel:
- Wöchentlicher Check-in im Team: 15 Minuten: Was ist die aktuelle Informationslage? Was steht an?
- Monatlicher Führungs-Rückblick: Was hat funktioniert? Was braucht mehr Aufmerksamkeit?
- “Klarheitsminute” am Ende von Meetings: Was nehme ich mit? Was ist mein nächster Schritt?
Solche kleinen Rituale sind extrem wirkungsvoll. Sie machen Führung sichtbar und spürbar. Und sie geben Orientierung.
Fazit
Unsicherheit gehört heute zum Führungsalltag – doch genau darin liegt auch eine Chance: Nicht alles wissen zu müssen, aber präsent zu sein. Nicht Kontrolle auszuüben, sondern transparent zu kommunizieren und gemeinsam das Ungewisse zu navigieren.
Wenn du aus diesem Beitrag nur eines mitnimmst, dann vielleicht das:
Führung in bewegten Zeiten, wenn der Weg ungewiss ist, braucht vor allem innere Klarheit.
Vielleicht ist es genau das, was echte Führung heute ausmacht.:
Mutig den nächsten Schritt gehen, auch ohne “Landkarte”.