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Mut beginnt oft, bevor du bereit bist
“Mut gehört zu unserem Alltag, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Wir entscheiden täglich, bewusst oder unbewusst. Und Mut ist dabei ein ständiger Begleiter, besonders wenn wir Entscheidungen treffen müssen, ohne die Konsequenzen vorhersehen zu können.”
“Ich habe so ein Bild vor Augen: dass ich mich selbst dabei schubse, diesen nächsten Schritt zu gehen, obwohl ich noch nicht bereit bin.”
Dieser Satz von Isabella bringt es auf den Punkt: Mut ist selten bequem. Es ist keine Entscheidung aus der Komfortzone heraus, sondern eine Bewegung trotzdem. Trotz Zweifel. Trotz Ungewissheit. Trotz innerem Widerstand.
Im Gespräch wird schnell klar: Mut beginnt oft im Kleinen. In der Entscheidung, ein Thema anzusprechen, das alle sehen, aber niemand benennt. Im Nein zu einem Meeting, das nichts bringt. Im Ja zu einer Verantwortung, für die du dich (noch) nicht bereit fühlst. Es geht nicht um heroische Taten. Es geht darum, in Bewegung zu kommen, auch wenn du den Ausgang nicht kennst.
Mut zeigt sich besonders dann, wenn wir handeln, obwohl der Ausgang ungewiss ist. Das gilt für Einzelentscheidungen ebenso wie für strategische Wendepunkte. Und genau hier beginnt Führung: Nicht im Wissen, sondern im Gehen. In der Bereitschaft, den ersten Schritt zu machen, auch wenn der zweite noch nicht klar ist.
Mut braucht dabei keine Großgeste. Es reicht der innere Impuls: “Ich tue es trotzdem.” Dieser Impuls, so zeigen es viele Beispiele im Transkript, entsteht oft aus einem inneren Wertekonflikt. Ich weiß, was mir wichtig ist. Und deshalb handle ich. Trotz Risiko. Trotz Möglichkeit des Scheiterns. Und genau darin liegt die Kraft.
Mut braucht Verletzlichkeit
Mut und Verletzlichkeit sind keine Gegensätze. Im Gegenteil: Sie bedingen einander. Denn wer mutig führen will, muss bereit sein, sich zu zeigen. Mit Zweifeln. Mit Fehlern. Mit Unvollkommenheit.
“Sich verletzlich machen ist mutig”
sagt Isabella. Und das gilt besonders in Führungsrollen.
Gerade in einer Zeit, in der Unsicherheit der neue Normalzustand ist, braucht es weniger Allwissenheit und mehr Echtheit. Wer als Führungskraft vorgibt, alles im Griff zu haben, versperrt oft den Zugang zum Team. Denn niemand glaubt das wirklich. Und diese Fassade verhindert echte Verbindung.
Verletzlichkeit bedeutet nicht, die Kontrolle abzugeben. Es bedeutet, zu sich zu stehen. Auch dann, wenn es unangenehm ist. Wer offen sagt: “Ich weiß es gerade auch nicht, aber ich bleibe dran” schafft mehr Vertrauen, als jemand, der mit Floskeln über Unsicherheiten hinwegmoderiert.
Führung braucht Mut, Dinge anzusprechen. Auch solche, die nicht perfekt laufen. Auch solche, die noch keine Lösung haben. Gerade das ist eine Form von Leadership, die in Teams Resonanz erzeugt. Denn sie zeigt: Wir müssen nicht perfekt sein, um gemeinsam stark zu sein.
Und dieser Mut, sich zu zeigen, wirkt ansteckend. Wer als Führungskraft beginnt, mehr von sich zu zeigen, öffnet die Tür für andere. Für Mitarbeitende, für das Team, für ein Miteinander auf Augenhöhe. Und genau daraus entsteht die Qualität, die heute so dringend gebraucht wird: Vertrauen durch Ehrlichkeit.
Der Mutmuskel: Wie man mutig werden kann
Mut ist keine angeborene Eigenschaft. Er ist ein Muskel, sagt Isabella. Und dieser Muskel will trainiert werden. Nicht mit Gewichten, sondern mit Entscheidungen. Täglich, bewusst, im Kleinen.
Die Idee: Entscheidungen nicht auf Autopilot zu treffen, sondern bewusst innezuhalten. Zu spüren: Wo ist Widerstand? Wo ist ein kleines Zucken im Bauch? Und genau dort den Schritt zu gehen. Nicht blind, nicht übermütig, sondern klar und bewusst.
Das Training beginnt bei den scheinbar banalen Dingen: Stelle ich eine kritische Frage im Meeting? Spreche ich die Kollegin an, mit der es einen schwelenden Konflikt gibt? Entscheide ich mich für das, was ich für richtig halte, auch wenn es unbequem ist?
Ein zentraler Aspekt dabei: Fehler. Mutige Menschen machen Fehler. Und sie stehen dazu. Sie vertuschen sie nicht. Sie kaschieren sie nicht. Sie lernen daraus. Und genau das macht sie vertrauenswürdig. Denn wer nie Fehler macht, ist entweder nicht ehrlich – oder nicht mutig genug.
In Teams kann das bedeuten: Fehler sichtbar machen. Sie besprechbar machen. Und aus ihnen lernen. So entsteht eine Kultur, in der Mut kein Risiko, sondern eine Ressource ist. Eine Ressource, die gestärkt wird, indem man sie anerkennt, feiert, reflektiert.
Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Mut ist das Handeln trotz Angst. Und genau dieses Handeln lässt sich trainieren. Jeden Tag ein bisschen.
Mut im Team – nicht nur bei der Führungskraft
Mut ist keine Einzeldisziplin. Er entsteht im Kollektiv. Teams können mutig sein. Und sie können einander Mut machen. Das ist kein Zufall, sondern eine Frage der Kultur. Eine Frage der Haltung.
“Ich glaube, es gibt einen kollektiven Mutmuskel”
Isabella beschreibt damit eine Erfahrung, die viele Führungskräfte kennen: Wenn das Team trägt, wenn Vertrauen da ist, wenn Vielfalt erlaubt ist – dann entsteht etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Dann entsteht kollektiver Mut.
Dieser kollektive Mut zeigt sich in Momenten, in denen eine Idee weitergetragen wird. In denen jemand sagt: “Ich probier das mal aus” und die anderen nicken. In denen ein Risiko geteilt wird, weil klar ist: Wir fangen einander auf.
Führungskräfte sind hier Teil des Systems. Nicht außerhalb. Sie können Mut fördern, oder verhindern. Sie können mutiges Verhalten bestärken – oder es im Keim ersticken. Das passiert nicht in Leitbildern, sondern im Alltag. In der Art, wie auf Ideen reagiert wird. Wie mit Fehlern umgegangen wird. Wie Verantwortung verteilt wird.
Mut braucht Resonanz. Und Teams, die einander Mut geben, sind Teams, die wachsen. Nicht über sich hinaus, sondern in sich hinein. Sie entwickeln Vertrauen, Klarheit, Dynamik. Und sie lernen: Wenn es schwierig wird, sind wir nicht allein. Und das ist vielleicht das mutigste Gefühl von allen.
Mut sichtbar und besprechbar machen
Mut braucht Sprache. Sichtbarkeit. Aufmerksamkeit. Nur dann kann er wirken. Denn viele mutige Handlungen werden gar nicht als solche wahrgenommen. Sie passieren “nebenbei” – und bleiben unbemerkt.
Deshalb braucht es Fragen wie: Was war heute mutig? Wer hat Mut gezeigt? Welche Entscheidung hat uns Kraft gekostet? Das sind keine Wellnessfragen, sondern Führungsinstrumente. Sie schaffen Bewusstsein. Und sie machen Mut zu einem kollektiven Wert.
Isabella spricht von der Gefahr, Mut zu entwerten. Wenn er an der Wand hängt, als Unternehmenswert, aber im Alltag nicht auftaucht. Wenn Mut erwartet, aber nicht anerkannt wird. Wenn Risiken gepredigt, aber abgestraft werden. Dann wird Mut zur Farce.
Deshalb: Mut muss gefeiert werden. Nicht übertrieben, aber sichtbar. Ein Satz reicht oft: “Danke, dass du das angesprochen hast.” “Das war mutig von dir.” Oder einfach: “Ich hab gesehen, dass das nicht leicht war. Und ich schätze deinen Schritt.”
Solche Sätze machen einen Unterschied. Sie verankern Mut als Haltung. Und sie motivieren dazu, beim nächsten Mal wieder mutig zu sein. Denn was sichtbar wird, wird wiederholbar. Und genau das braucht es, um eine Kultur des Muts zu etablieren.
Die Herausforderung für Führungskräfte
Ein wiederkehrendes Thema im Gespräch ist die Rolle der Führungskraft in Bezug auf Mut. Isabella beobachtet: “Führungskräfte wollen immer, dass Mitarbeitende mutig sind und Entscheidungen treffen. Aber wenn diese dann tatsächlich mutig sind und sagen ‘Wir machen das so’ oder ‘Ich habe diese Idee’, wird es oft im Keim erstickt.”
Dies führt zu einem fragilen Klima, in dem Mut nicht gedeihen kann. Stattdessen sollten Führungskräfte:
- Aushalten können, wenn Mitarbeitende mutig sind
- Selbst mutig vorangehen und als Vorbild dienen
- Mut im Team besprechbar machen und würdigen
- Erfolge feiern und mutige Entscheidungen anerkennen
“Es reicht nicht, Mut nur zu fordern”, betont Isabella. “Als Führungskraft muss man selbst mutig sein und es vorleben. Nur dann sind Teammitglieder bereit, diesen Schritt ebenfalls zu gehen.”
Warum ist Mut gerade heute so wichtig? Wir brauchen mehr Mut, weil die Welt unsicherer geworden ist, volatiler. Wir wissen einfach nicht mehr, wie es in drei Jahren aussieht. In dieser VUCA-Welt (volatil, unsicher, komplex, ambivalent) wird Mut zu einer Schlüsselkompetenz, nicht als leeres Schlagwort an der Wand, sondern als tägliche Praxis in Entscheidungen und Handlungen.
FAQ: Mut in der Führung
Was bedeutet Mut in der Führung konkret?
Mut in der Führung bedeutet, Entscheidungen zu treffen, auch wenn der Ausgang ungewiss ist, Verletzlichkeit zu zeigen, wenn man nicht alle Antworten hat, und für seine Werte einzustehen, selbst wenn es unbequem wird.
Kann man Mut trainieren?
Ja, Mut ist wie ein Muskel trainierbar. Durch bewusstes Entscheiden in kleinen Situationen, das Zulassen von Fehlern und das schrittweise Erweitern der eigenen Komfortzone kann dieser “Mut-Muskel” gestärkt werden.
Wie fördert man als Führungskraft Mut im Team?
Indem man selbst mutig vorangeht, mutige Entscheidungen des Teams anerkennt und würdigt, Mut zum Thema macht und bespricht, und einen sicheren Raum schafft, in dem Fehler erlaubt sind.
Was ist kollektiver Mut?
Kollektiver Mut entsteht, wenn ein Team gemeinsam mutige Entscheidungen trifft und sich gegenseitig darin bestärkt. Er ist mehr als die Summe des individuellen Mutes und kann eine starke Ressource für Veränderung und Innovation sein.
Warum brauchen wir heute mehr Mut als früher?
In einer zunehmend volatilen, unsicheren, komplexen und ambivalenten Welt (VUCA) müssen wir häufiger Entscheidungen treffen, ohne alle Faktoren zu kennen. Diese Unsicherheit erfordert Mut als neue Führungskompetenz.
Fazit: Mut ist Alltag, nicht Ausnahme
Mut braucht kein Podest. Er braucht Platz im Alltag. In Entscheidungen. In Gesprächen. In der Art, wie wir mit Unsicherheit umgehen. Wer führt, braucht Mut – nicht als große Show, sondern als Haltung im Kleinen.
Mut beginnt dort, wo Klarheit fehlt. Wo Unsicherheit herrscht. Wo Verletzlichkeit spürbar wird. Und genau dort wird er zur Führungskompetenz. Denn er macht sichtbar, was möglich ist. Und er zeigt: Führung heißt nicht, alles zu wissen. Sondern bereit zu sein, den ersten Schritt zu gehen.
Diese Sommerreihe hat drei Kompetenzen beleuchtet: Intuition, Vertrauen, Mut. Sie lassen sich nicht in Tools pressen. Aber sie lassen sich leben. Im Alltag. Im Team. In dir.