Mut als Füh­rungs­kom­pe­tenz – auch wenn du nicht bereit bist

September 2, 2025

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Mut beginnt oft, bevor du bereit bist

“Mut gehört zu unse­rem Alltag, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Wir ent­schei­den täg­lich, bewusst oder unbe­wusst. Und Mut ist dabei ein stän­di­ger Beglei­ter, beson­ders wenn wir Ent­schei­dun­gen tref­fen müssen, ohne die Kon­se­quen­zen vor­her­se­hen zu können.”

“Ich habe so ein Bild vor Augen: dass ich mich selbst dabei schub­se, diesen nächs­ten Schritt zu gehen, obwohl ich noch nicht bereit bin.”

Dieser Satz von Isa­bel­la bringt es auf den Punkt: Mut ist selten bequem. Es ist keine Ent­schei­dung aus der Kom­fort­zo­ne heraus, son­dern eine Bewe­gung trotz­dem. Trotz Zwei­fel. Trotz Unge­wiss­heit. Trotz inne­rem Wider­stand.

Im Gespräch wird schnell klar: Mut beginnt oft im Klei­nen. In der Ent­schei­dung, ein Thema anzu­spre­chen, das alle sehen, aber nie­mand benennt. Im Nein zu einem Mee­ting, das nichts bringt. Im Ja zu einer Ver­ant­wor­tung, für die du dich (noch) nicht bereit fühlst. Es geht nicht um heroi­sche Taten. Es geht darum, in Bewe­gung zu kommen, auch wenn du den Aus­gang nicht kennst.

Mut zeigt sich beson­ders dann, wenn wir han­deln, obwohl der Aus­gang unge­wiss ist. Das gilt für Ein­zel­ent­schei­dun­gen ebenso wie für stra­te­gi­sche Wen­de­punk­te. Und genau hier beginnt Füh­rung: Nicht im Wissen, son­dern im Gehen. In der Bereit­schaft, den ersten Schritt zu machen, auch wenn der zweite noch nicht klar ist.

Mut braucht dabei keine Groß­ges­te. Es reicht der innere Impuls: “Ich tue es trotz­dem.” Dieser Impuls, so zeigen es viele Bei­spie­le im Tran­skript, ent­steht oft aus einem inne­ren Wer­te­kon­flikt. Ich weiß, was mir wich­tig ist. Und des­halb handle ich. Trotz Risiko. Trotz Mög­lich­keit des Schei­terns. Und genau darin liegt die Kraft.

Mut braucht Ver­letz­lich­keit

Mut und Ver­letz­lich­keit sind keine Gegen­sät­ze. Im Gegen­teil: Sie bedin­gen ein­an­der. Denn wer mutig führen will, muss bereit sein, sich zu zeigen. Mit Zwei­feln. Mit Feh­lern. Mit Unvoll­kom­men­heit.

“Sich ver­letz­lich machen ist mutig”

sagt Isa­bel­la. Und das gilt beson­ders in Füh­rungs­rol­len.

Gerade in einer Zeit, in der Unsi­cher­heit der neue Nor­mal­zu­stand ist, braucht es weni­ger All­wis­sen­heit und mehr Echt­heit. Wer als Füh­rungs­kraft vor­gibt, alles im Griff zu haben, ver­sperrt oft den Zugang zum Team. Denn nie­mand glaubt das wirk­lich. Und diese Fas­sa­de ver­hin­dert echte Ver­bin­dung.

Ver­letz­lich­keit bedeu­tet nicht, die Kon­trol­le abzu­ge­ben. Es bedeu­tet, zu sich zu stehen. Auch dann, wenn es unan­ge­nehm ist. Wer offen sagt: “Ich weiß es gerade auch nicht, aber ich bleibe dran” schafft mehr Ver­trau­en, als jemand, der mit Flos­keln über Unsi­cher­hei­ten hin­weg­mo­de­riert.

Füh­rung braucht Mut, Dinge anzu­spre­chen. Auch solche, die nicht per­fekt laufen. Auch solche, die noch keine Lösung haben. Gerade das ist eine Form von Lea­der­ship, die in Teams Reso­nanz erzeugt. Denn sie zeigt: Wir müssen nicht per­fekt sein, um gemein­sam stark zu sein.

Und dieser Mut, sich zu zeigen, wirkt anste­ckend. Wer als Füh­rungs­kraft beginnt, mehr von sich zu zeigen, öffnet die Tür für andere. Für Mit­ar­bei­ten­de, für das Team, für ein Mit­ein­an­der auf Augen­hö­he. Und genau daraus ent­steht die Qua­li­tät, die heute so drin­gend gebraucht wird: Ver­trau­en durch Ehr­lich­keit.

Der Mut­mus­kel: Wie man mutig werden kann

Mut ist keine ange­bo­re­ne Eigen­schaft. Er ist ein Muskel, sagt Isa­bel­la. Und dieser Muskel will trai­niert werden. Nicht mit Gewich­ten, son­dern mit Ent­schei­dun­gen. Täg­lich, bewusst, im Klei­nen.

Die Idee: Ent­schei­dun­gen nicht auf Auto­pi­lot zu tref­fen, son­dern bewusst inne­zu­hal­ten. Zu spüren: Wo ist Wider­stand? Wo ist ein klei­nes Zucken im Bauch? Und genau dort den Schritt zu gehen. Nicht blind, nicht über­mü­tig, son­dern klar und bewusst.

Das Trai­ning beginnt bei den schein­bar bana­len Dingen: Stelle ich eine kri­ti­sche Frage im Mee­ting? Spre­che ich die Kol­le­gin an, mit der es einen schwe­len­den Kon­flikt gibt? Ent­schei­de ich mich für das, was ich für rich­tig halte, auch wenn es unbe­quem ist?

Ein zen­tra­ler Aspekt dabei: Fehler. Mutige Men­schen machen Fehler. Und sie stehen dazu. Sie ver­tu­schen sie nicht. Sie kaschie­ren sie nicht. Sie lernen daraus. Und genau das macht sie ver­trau­ens­wür­dig. Denn wer nie Fehler macht, ist ent­we­der nicht ehr­lich – oder nicht mutig genug.

In Teams kann das bedeu­ten: Fehler sicht­bar machen. Sie besprech­bar machen. Und aus ihnen lernen. So ent­steht eine Kultur, in der Mut kein Risiko, son­dern eine Res­sour­ce ist. Eine Res­sour­ce, die gestärkt wird, indem man sie aner­kennt, feiert, reflek­tiert.

Mut ist nicht das Gegen­teil von Angst. Mut ist das Han­deln trotz Angst. Und genau dieses Han­deln lässt sich trai­nie­ren. Jeden Tag ein biss­chen.

Mut im Team – nicht nur bei der Füh­rungs­kraft

Mut ist keine Ein­zel­dis­zi­plin. Er ent­steht im Kol­lek­tiv. Teams können mutig sein. Und sie können ein­an­der Mut machen. Das ist kein Zufall, son­dern eine Frage der Kultur. Eine Frage der Hal­tung.

“Ich glaube, es gibt einen kol­lek­ti­ven Mut­mus­kel”

Isa­bel­la beschreibt damit eine Erfah­rung, die viele Füh­rungs­kräf­te kennen: Wenn das Team trägt, wenn Ver­trau­en da ist, wenn Viel­falt erlaubt ist – dann ent­steht etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Dann ent­steht kol­lek­ti­ver Mut.

Dieser kol­lek­ti­ve Mut zeigt sich in Momen­ten, in denen eine Idee wei­ter­ge­tra­gen wird. In denen jemand sagt: “Ich pro­bier das mal aus” und die ande­ren nicken. In denen ein Risiko geteilt wird, weil klar ist: Wir fangen ein­an­der auf.

Füh­rungs­kräf­te sind hier Teil des Sys­tems. Nicht außer­halb. Sie können Mut för­dern, oder ver­hin­dern. Sie können muti­ges Ver­hal­ten bestär­ken – oder es im Keim ersti­cken. Das pas­siert nicht in Leit­bil­dern, son­dern im Alltag. In der Art, wie auf Ideen reagiert wird. Wie mit Feh­lern umge­gan­gen wird. Wie Ver­ant­wor­tung ver­teilt wird.

Mut braucht Reso­nanz. Und Teams, die ein­an­der Mut geben, sind Teams, die wach­sen. Nicht über sich hinaus, son­dern in sich hinein. Sie ent­wi­ckeln Ver­trau­en, Klar­heit, Dyna­mik. Und sie lernen: Wenn es schwie­rig wird, sind wir nicht allein. Und das ist viel­leicht das mutigs­te Gefühl von allen.

Mut sicht­bar und besprech­bar machen

Mut braucht Spra­che. Sicht­bar­keit. Auf­merk­sam­keit. Nur dann kann er wirken. Denn viele mutige Hand­lun­gen werden gar nicht als solche wahr­ge­nom­men. Sie pas­sie­ren “neben­bei” – und blei­ben unbe­merkt.

Des­halb braucht es Fragen wie: Was war heute mutig? Wer hat Mut gezeigt? Welche Ent­schei­dung hat uns Kraft gekos­tet? Das sind keine Well­ness­fra­gen, son­dern Füh­rungs­in­stru­men­te. Sie schaf­fen Bewusst­sein. Und sie machen Mut zu einem kol­lek­ti­ven Wert.

Isa­bel­la spricht von der Gefahr, Mut zu ent­wer­ten. Wenn er an der Wand hängt, als Unter­neh­mens­wert, aber im Alltag nicht auf­taucht. Wenn Mut erwar­tet, aber nicht aner­kannt wird. Wenn Risi­ken gepre­digt, aber abge­straft werden. Dann wird Mut zur Farce.

Des­halb: Mut muss gefei­ert werden. Nicht über­trie­ben, aber sicht­bar. Ein Satz reicht oft: “Danke, dass du das ange­spro­chen hast.” “Das war mutig von dir.” Oder ein­fach: “Ich hab gese­hen, dass das nicht leicht war. Und ich schät­ze deinen Schritt.”

Solche Sätze machen einen Unter­schied. Sie ver­an­kern Mut als Hal­tung. Und sie moti­vie­ren dazu, beim nächs­ten Mal wieder mutig zu sein. Denn was sicht­bar wird, wird wie­der­hol­bar. Und genau das braucht es, um eine Kultur des Muts zu eta­blie­ren.

Die Her­aus­for­de­rung für Füh­rungs­kräf­te

Ein wie­der­keh­ren­des Thema im Gespräch ist die Rolle der Füh­rungs­kraft in Bezug auf Mut. Isa­bel­la beob­ach­tet: “Füh­rungs­kräf­te wollen immer, dass Mit­ar­bei­ten­de mutig sind und Ent­schei­dun­gen tref­fen. Aber wenn diese dann tat­säch­lich mutig sind und sagen ‘Wir machen das so’ oder ‘Ich habe diese Idee’, wird es oft im Keim erstickt.”

Dies führt zu einem fra­gi­len Klima, in dem Mut nicht gedei­hen kann. Statt­des­sen soll­ten Füh­rungs­kräf­te:

  • Aus­hal­ten können, wenn Mit­ar­bei­ten­de mutig sind
  • Selbst mutig vor­an­ge­hen und als Vor­bild dienen
  • Mut im Team besprech­bar machen und wür­di­gen
  • Erfol­ge feiern und mutige Ent­schei­dun­gen aner­ken­nen

“Es reicht nicht, Mut nur zu for­dern”, betont Isa­bel­la. “Als Füh­rungs­kraft muss man selbst mutig sein und es vor­le­ben. Nur dann sind Team­mit­glie­der bereit, diesen Schritt eben­falls zu gehen.”

Warum ist Mut gerade heute so wich­tig? Wir brau­chen mehr Mut, weil die Welt unsi­che­rer gewor­den ist, vola­ti­ler. Wir wissen ein­fach nicht mehr, wie es in drei Jahren aus­sieht. In dieser VUCA-Welt (vola­til, unsi­cher, kom­plex, ambi­va­lent) wird Mut zu einer Schlüs­sel­kom­pe­tenz, nicht als leeres Schlag­wort an der Wand, son­dern als täg­li­che Praxis in Ent­schei­dun­gen und Hand­lun­gen.

FAQ: Mut in der Füh­rung

Was bedeu­tet Mut in der Füh­rung kon­kret?

Mut in der Füh­rung bedeu­tet, Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, auch wenn der Aus­gang unge­wiss ist, Ver­letz­lich­keit zu zeigen, wenn man nicht alle Ant­wor­ten hat, und für seine Werte ein­zu­ste­hen, selbst wenn es unbe­quem wird.

Kann man Mut trai­nie­ren?

Ja, Mut ist wie ein Muskel trai­nier­bar. Durch bewuss­tes Ent­schei­den in klei­nen Situa­tio­nen, das Zulas­sen von Feh­lern und das schritt­wei­se Erwei­tern der eige­nen Kom­fort­zo­ne kann dieser “Mut-Muskel” gestärkt werden.

Wie för­dert man als Füh­rungs­kraft Mut im Team?

Indem man selbst mutig vor­an­geht, mutige Ent­schei­dun­gen des Teams aner­kennt und wür­digt, Mut zum Thema macht und bespricht, und einen siche­ren Raum schafft, in dem Fehler erlaubt sind.

Was ist kol­lek­ti­ver Mut?

Kol­lek­ti­ver Mut ent­steht, wenn ein Team gemein­sam mutige Ent­schei­dun­gen trifft und sich gegen­sei­tig darin bestärkt. Er ist mehr als die Summe des indi­vi­du­el­len Mutes und kann eine starke Res­sour­ce für Ver­än­de­rung und Inno­va­ti­on sein.

Warum brau­chen wir heute mehr Mut als früher?

In einer zuneh­mend vola­ti­len, unsi­che­ren, kom­ple­xen und ambi­va­len­ten Welt (VUCA) müssen wir häu­fi­ger Ent­schei­dun­gen tref­fen, ohne alle Fak­to­ren zu kennen. Diese Unsi­cher­heit erfor­dert Mut als neue Füh­rungs­kom­pe­tenz.

Fazit: Mut ist Alltag, nicht Aus­nah­me

Mut braucht kein Podest. Er braucht Platz im Alltag. In Ent­schei­dun­gen. In Gesprä­chen. In der Art, wie wir mit Unsi­cher­heit umge­hen. Wer führt, braucht Mut – nicht als große Show, son­dern als Hal­tung im Klei­nen.

Mut beginnt dort, wo Klar­heit fehlt. Wo Unsi­cher­heit herrscht. Wo Ver­letz­lich­keit spür­bar wird. Und genau dort wird er zur Füh­rungs­kom­pe­tenz. Denn er macht sicht­bar, was mög­lich ist. Und er zeigt: Füh­rung heißt nicht, alles zu wissen. Son­dern bereit zu sein, den ersten Schritt zu gehen.

Diese Som­mer­rei­he hat drei Kom­pe­ten­zen beleuch­tet: Intui­ti­on, Ver­trau­en, Mut. Sie lassen sich nicht in Tools pres­sen. Aber sie lassen sich leben. Im Alltag. Im Team. In dir.

Über das Buch “Neue Wege der Füh­rung”

Neue Wege der Führung

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Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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