Kultur ent­schei­det mit

Juni 20, 2023

Show­no­tes

Kultur ent­schei­det mit – Der Schlüs­sel zum Erfolg inter­kul­tu­rel­ler Teams

In der heu­ti­gen glo­ba­li­sier­ten Welt arbei­ten wir zuneh­mend mit Men­schen aus den unter­schied­lichs­ten Kul­tur­krei­sen zusam­men. Viel­leicht hast du auch schon einmal fest­ge­stellt, dass Men­schen aus ver­schie­de­nen Kul­tu­ren ganz unter­schied­li­che Ansät­ze und Blick­win­kel in Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­brin­gen. Dieses Phä­no­men ist nicht nur span­nend, son­dern auch ent­schei­dend für den Erfolg in mul­ti­kul­tu­rel­len Teams.

Im Fol­gen­den wollen wir uns ein­ge­hen­der mit dem Kon­zept der „Ent­schei­dungs­kul­tur“ befas­sen und her­aus­fin­den, wie kul­tu­rel­le Unter­schie­de unser Ent­schei­dungs­ver­hal­ten beein­flus­sen können. Doch bevor wir in die Details ein­stei­gen, ist es wich­tig, den Begriff „Kultur“ zu klären.

Was ist Kultur?

Kultur ist weit mehr als Kunst­wer­ke in Museen oder Auf­füh­run­gen in Opern­häu­sern. Sie umfasst alles, was eine Gemein­schaft im Laufe der Zeit ent­wi­ckelt hat, ein­schließ­lich ihrer Ideen, Tra­di­tio­nen, Bräu­che, Denk­wei­sen und Lebens­wei­sen. Diese kul­tu­rel­len Ele­men­te prägen das Zusam­men­le­ben der Men­schen und werden von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on wei­ter­ge­ge­ben.

Im Wesent­li­chen beschreibt Kultur die Art und Weise, wie Men­schen ihre Welt gestal­ten und ver­ste­hen. Sie ver­mit­telt Werte, die den Zusam­men­halt einer Gemein­schaft stär­ken und eine gemein­sa­me Iden­ti­tät schaf­fen. Obwohl es über 100 ver­schie­de­ne Defi­ni­tio­nen von Kultur gibt, von Archäo­lo­gen bis Sozio­lo­gen, bleibt eines klar: Kultur ist dyna­misch und wan­delt sich mit den gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen.

Kultur beein­flusst unser Ver­hal­ten durch Moral­vor­stel­lun­gen, Bräu­che und Geset­ze und wird von den Älte­ren an die Jün­ge­ren wei­ter­ge­ge­ben. Sie ist ein zen­tra­ler Bestand­teil unse­res Lebens, der unsere Denk- und Hand­lungs­wei­se formt und unser täg­li­ches Zusam­men­le­ben prägt.

Die 6 Kul­tur­di­men­sio­nen nach Hof­stede

Ein bedeu­ten­der Bei­trag zum Ver­ständ­nis von Kultur kommt von Geert Hof­stede. Hof­stede ent­wi­ckel­te ein Modell, das kul­tu­rel­le Merk­ma­le anhand von sechs Dimen­sio­nen beschreibt. Diese Dimen­sio­nen helfen dabei, kul­tu­rel­le Unter­schie­de und Gemein­sam­kei­ten zu erken­nen, ins­be­son­de­re im Kon­text von mul­ti­na­tio­na­len Unter­neh­men und deren Ent­schei­dungs­pro­zes­sen.

1. Power Distance (Macht­di­stanz)

Die Dimen­si­on der Macht­di­stanz beschreibt, wie Macht in einer Kultur ver­teilt ist und wie viel Ungleich­heit akzep­tiert wird. In Kul­tu­ren mit hoher Macht­di­stanz sind Ent­schei­dun­gen oft hier­ar­chisch struk­tu­riert und nicht hin­ter­fragt. Im Gegen­satz dazu zeich­nen sich Kul­tu­ren mit nied­ri­ger Macht­di­stanz durch eine ega­li­tä­re Her­an­ge­hens­wei­se aus, bei der Ent­schei­dun­gen oft gemein­schaft­lich getrof­fen werden.

2. Indi­vi­dua­lism vs. Coll­ec­ti­vism (Indi­vi­dua­lis­mus vs. Kol­lek­ti­vis­mus)

Hier geht es um das Ver­hält­nis zwi­schen indi­vi­du­el­len und grup­pen­be­zo­ge­nen Inter­es­sen. In kol­lek­ti­vis­ti­schen Kul­tu­ren stehen die Inter­es­sen der Gruppe im Vor­der­grund, und enge Bezie­hun­gen inner­halb der Gruppe sind ent­schei­dend. In indi­vi­dua­lis­ti­schen Kul­tu­ren hin­ge­gen hat die per­sön­li­che Selbst­ver­wirk­li­chung Vor­rang, und die Ent­schei­dungs­fin­dung ori­en­tiert sich häufig am eige­nen Wohl.

3. Mas­cu­li­ni­ty vs. Femin­in­i­ty (Mas­ku­li­ni­tät vs. Femin­in­i­tät)

Diese Dimen­si­on befasst sich mit Rol­len­ver­tei­lun­gen und den Werten, die in einer Kultur vor­herr­schen. In mas­ku­li­nen Kul­tu­ren sind Rollen oft klar getrennt und leis­tungs­ori­en­tiert, wäh­rend in femi­ni­nen Kul­tu­ren Gleich­heit und Bezie­hun­gen wich­ti­ger sind. Dies beein­flusst auch, wie Ent­schei­dun­gen getrof­fen werden: ob eher auf Basis von Leis­tung und Wett­be­werb oder durch Koope­ra­ti­on und Bezie­hungs­ori­en­tie­rung.

4. Uncer­tain­ty Avo­id­ance (Unsi­cher­heits­ver­mei­dung)

Diese Dimen­si­on beschreibt, wie Kul­tu­ren mit Unsi­cher­heit und unbe­kann­ten Situa­tio­nen umge­hen. Kul­tu­ren mit hoher Unsi­cher­heits­ver­mei­dung stre­ben nach Klar­heit und Struk­tur, was sich in detail­lier­ten Plänen und Regeln wider­spie­gelt. Kul­tu­ren mit nied­ri­ger Unsi­cher­heits­ver­mei­dung sind fle­xi­bler und akzep­tie­ren Unsi­cher­heit eher als Teil des Lebens.

5. Long-Term vs. Short-Term Ori­en­ta­ti­on (Lang­fris­ti­ge vs. kurz­fris­ti­ge Ori­en­tie­rung)

Lang­fris­tig ori­en­tier­te Kul­tu­ren legen Wert auf lang­fris­ti­ge Pla­nung und Bezie­hun­gen. Kurz­fris­tig ori­en­tier­te Kul­tu­ren fokus­sie­ren sich hin­ge­gen auf unmit­tel­ba­re Ergeb­nis­se und schnel­le Erfol­ge. Diese Dimen­si­on beein­flusst, wie weit­rei­chen­de Ent­schei­dun­gen getrof­fen werden und ob kurz­fris­ti­ge Rück­schlä­ge in Kauf genom­men werden, um lang­fris­ti­ge Ziele zu errei­chen.

6. Indul­gence vs. Res­traint (Indul­genz vs. Restrik­ti­on)

Diese Dimen­si­on beschreibt, wie offen oder zurück­hal­tend eine Kultur mit dem Aus­le­ben von Bedürf­nis­sen umgeht. Kul­tu­ren mit hoher Indul­genz neigen dazu, Genuss und per­sön­li­che Frei­hei­ten zu beto­nen, wäh­rend restrik­ti­ve Kul­tu­ren strik­te­re Regeln und Normen haben. Dies kann die Ent­schei­dungs­fin­dung beein­flus­sen, ins­be­son­de­re in Bezug auf die Berück­sich­ti­gung von Freude und Spaß bei Ent­schei­dun­gen.

Anwen­dung der Kul­tur­di­men­sio­nen im Arbeits­kon­text

Das Ver­ständ­nis dieser sechs Dimen­sio­nen kann dir helfen, inter­kul­tu­rel­le Unter­schie­de besser zu erken­nen und in Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­flie­ßen zu lassen. Wenn du in einem inter­na­tio­na­len oder mul­ti­kul­tu­rel­len Team arbei­test, ist es wich­tig, diese kul­tu­rel­len Unter­schie­de zu ver­ste­hen, zu berück­sich­ti­gen und eine offene Kom­mu­ni­ka­ti­on zu för­dern.

Die Anwen­dung der Kul­tur­di­men­sio­nen von Hof­stede bietet einen Rahmen für die Ent­wick­lung von Stra­te­gien zur Ver­bes­se­rung der inter­kul­tu­rel­len Kom­mu­ni­ka­ti­on und Zusam­men­ar­beit.

Hier­bei kann das Coun­try Com­pa­ri­son Tool von Hof­stede hilf­reich sein. Es ermög­licht dir, ver­schie­de­ne Länder in Bezug auf die sechs Dimen­sio­nen zu ver­glei­chen und Unter­schie­de sowie Gemein­sam­kei­ten zu erken­nen. Dies kann eine gute Aus­gangs­ba­sis sein, um mög­li­che kul­tu­rel­le Stol­per­stei­ne zu iden­ti­fi­zie­ren und effek­tiv damit umzu­ge­hen.

Es ist jedoch wich­tig zu beach­ten, dass diese Dimen­sio­nen Durch­schnitts­wer­te dar­stel­len und nicht jedes Indi­vi­du­um inner­halb einer Kultur exakt diesen Werten ent­spricht. Daher ist es ent­schei­dend, im Dialog zu blei­ben und indi­vi­du­el­le Unter­schie­de zu berück­sich­ti­gen.

Fazit

Kultur spielt eine wesent­li­che Rolle bei der Ent­schei­dungs­fin­dung und beein­flusst, wie wir mit ande­ren zusam­men­ar­bei­ten und Ent­schei­dun­gen tref­fen. Das Modell von Geert Hof­stede bietet wert­vol­le Ein­bli­cke und Werk­zeu­ge, um kul­tu­rel­le Unter­schie­de besser zu ver­ste­hen und in der Zusam­men­ar­beit zu berück­sich­ti­gen. Letzt­lich hilft uns ein tiefes Ver­ständ­nis von Ent­schei­dungs­kul­tur, bes­se­re Ent­schei­dun­gen zu tref­fen und effek­ti­ver in inter­na­tio­na­len und mul­ti­kul­tu­rel­len Kon­tex­ten zu agie­ren.

Wie Roman Herzog tref­fend sagte: „Die Kultur der Tole­ranz beginnt damit, zu akzep­tie­ren, dass der andere anders ist.“ Wenn wir diese Viel­falt aner­ken­nen und wert­schät­zen, können wir aus den Unter­schie­den schöp­fen und gemein­sam bes­se­re Lösun­gen finden.

Ich hoffe, dieser Arti­kel hat dir einige nütz­li­che Ein­bli­cke gege­ben und inspi­riert dich, das Thema Ent­schei­dungs­kul­tur in deiner Arbeit weiter zu ver­tie­fen.

 

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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