Warum Führungskräfte intuitiv besser entscheiden

Juni 11, 2024

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Die ungenutzte Superkraft

Obwohl Intuition in der Geschäfts- und Wissenschaftswelt oft belächelt wird, verlassen sich viele erfolgreiche Menschen und namhafte Persönlichkeiten auf ihr Bauchgefühl. Forscher behaupten sogar, dass Intuition die höchste Form der Intelligenz sei.

Doch wie lässt sich Intuition mit den rationalen Anforderungen der Geschäftswelt vereinbaren? Und wie können wir als Führungskräfte diese Fähigkeit nutzen? In diesem Artikel werde ich genau diesen Fragen nachgehen und das Thema in seiner Komplexität beleuchten.

Die verborgene Macht der Intuition in Entscheidungsprozessen

Woher wissen wir, dass wir die richtige Entscheidung treffen? Diese Frage beschäftigt uns in irgendeiner Form wohl alle – sei es privat oder beruflich. Obwohl wir oft versuchen, unsere Entscheidungen zu rationalisieren, spielt unsere Intuition eine entscheidende Rolle – auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind.

Intuition mag zunächst mystisch erscheinen, doch sie ist das Ergebnis unbewusster Prozesse, die auf unseren Erfahrungen und unserem Wissen basieren. Sie ist eine Art Superkraft, die uns blitzschnell vermittelt, was richtig oder falsch ist, ohne dass wir darüber bewusst nachdenken oder es erklären können. Intuition ist also eher ein gefühltes Wissen – sie ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Gefühlen.

Besonders für Führungskräfte ist es spannend, der eigenen Intuition zu vertrauen. In einer Welt, die von Daten, Zahlen und Fakten dominiert wird, erscheint es fast unvernünftig, Entscheidungen auf Basis eines Bauchgefühls zu treffen. Doch gerade dieser menschliche Faktor kann den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Intuition ermöglicht es uns, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, ohne alle Informationen bewusst verarbeiten zu müssen. Diese Fähigkeit basiert auf tief verwurzelten Erfahrungen und dem gesammelten Wissen unseres Lebens.

Albert Einstein sagte einmal: „„Alles, was zählt, ist die Intuition. Der intuitive Geist

ist ein Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

Intuition vs. Rationalität

Intuition und rationales Denken stehen in meinen Augen nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich perfekt. Beide sind in der Entscheidungsfindung von großer Bedeutung.

Rationales Denken ist unverzichtbar, wenn es darum geht, Daten zu analysieren und Risiken zu bewerten. Aber nicht immer reicht das aus. Intuition erlaubt uns, unbewusste oder weniger greifbare Aspekte einzubeziehen und ein umfassenderes Bild zu bekommen. Intuitionen beruhen in der Regel auf Erfahrung in einem Bereich – ohne, dass wir uns den intuitiven Regeln bewusst sind.

Ein Manager muss beispielsweise zwischen verschiedenen Innovationsprojekten wählen, obwohl die Datenlage unklar ist. Hier kann Intuition helfen, die richtige Entscheidung zu treffen, basierend auf Erfahrung und Bauchgefühl. Gute Führung bedeutet auch, intuitiv zu wissen, wann es sinnvoll ist, mehr Daten zu sammeln und umfangreichere Analysen durchzuführen und wann es sich nicht lohnt.

Wissenschaftliche Perspektive

Wissenschaftler wie Gerd Gigerenzer haben sich intensiv mit der Bedeutung von Intuition beschäftigt. Gigerenzer warnt davor, sich bei Entscheidungen allein auf Data Analytics zu verlassen, da Algorithmen stabile Bedingungen und vollständige Informationen benötigen – was in der Realität selten der Fall ist.

In Situationen der Ungewissheit ist Intuition besonders wertvoll. Die Zukunft ist nicht einfach eine Fortsetzung der Vergangenheit. Eine vollständige Datenanalyse kann zu Fehlentscheidungen führen, während Intuition auf Erfahrungen und unterbewusste Kenntnisse zurückgreift und so bessere Entscheidungen ermöglicht.

Ein faszinierendes Beispiel ist die Geschichte des ersten Harry-Potter-Buchs. Es wurde von zwölf Verlagen abgelehnt, weil keine Daten das wirtschaftliche Potenzial untermauerten. Doch der Bloomsbury Verlag vertraute auf Intuition und erzielte einen der größten Erfolge in der Verlagsgeschichte. Dieses Beispiel zeigt schön, wie wichtig es ist, manchmal mutig auf seine Intuition zu hören. Denn Mut braucht es – vor allem in der Unternehmenswelt.

Herausforderungen bei Entscheidungen

Entscheidungen zu treffen ist eine der spannendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben von Führungskräften. Eine der größten Herausforderungen ist die Unsicherheit. Oft müssen Manager zwischen verschiedenen Projekten wählen, deren Ausgang ungewiss ist. Je wichtiger eine Entscheidung ist, desto höher ist ihre Komplexität und desto weniger rational kann das Entscheiden sein.

Unsere kognitive Kapazität ist begrenzt, was bedeutet, dass wir oft mit unvollständigen Informationen und unter Zeitdruck arbeiten. Führungskräfte können sich in Analysen verlieren oder von unwichtigen Details abgelenkt werden. Hier ist es hilfreich, sich auf die Intuition zu verlassen.

Non-programmed decisions, für die es keine vorgefertigten Lösungen gibt, erfordern Kreativität und Flexibilität. Intuition hilft, diese komplexen Entscheidungen zu treffen. Studien zeigen, dass intuitive Entscheidungen bei gleicher Ergebnisqualität weniger Aufwand erfordern und mehr Flexibilität bieten.

Entscheidungen haben oft emotionale Konsequenzen, die das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Zukunft des Unternehmens beeinflussen. Diese emotionale Belastung kann dazu führen, dass Führungskräfte zögern oder Entscheidungen aufschieben. Es ist wichtig, Strategien zu entwickeln, um diese Belastung zu bewältigen und die eigene Intuition zu stärken.

Wann Intuition nützlich ist

Intuition ist besonders in Situationen nützlich, die von Komplexität und Unsicherheit geprägt sind.

  1. Intuition kann bei hoher Komplexität nützlich sein, um relevante Daten schnell zu identifizieren und unwichtige Details auszublenden.
  2. Intuition ermöglicht uns, bekannte Muster auf neue Situationen anzuwenden und kreative Lösungen zu entwickeln.
  3. Intuition ist wertvoll, wenn menschliches Verhalten nicht logisch ist. Sie hilft uns, das Gemeinte zu verstehen und angemessen zu reagieren.
  4. Intuition kann eine (und manchmal auch die einzige) Möglichkeit sein, eine Entscheidung zu treffen, wenn Daten und Fakten lückenhaft sind.
  5. Intuition hilft uns, unsere eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren, was besonders wichtig ist, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Allerdings ist unsere Intuition nicht per se „fehlerfrei“ und kann uns auch in die Irre führen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn wir entweder zuwenig oder zuviel Wissen haben oder wenn wir zu viel Zeit zur Verfügung haben und uns in Details verlieren. Zudem kann Intuition durch persönliche Erfahrungen, Emotionen und Vorurteile beeinflusst werden.

Dennoch stellt sie eine wertvolle Quelle für schnelle, instinktive Entscheidungen dar, die in vielen Lebensbereichen, einschließlich des Geschäftslebens, eine wichtige Rolle spielen können.

Fazit und Schlussgedanken

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Intuition in der Unternehmenswelt eine wertvolle Ergänzung zum rationalen, analytischen Problemlösen darstellt. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, das uns in komplexen, kreativen und unsicheren Situationen enorm helfen kann.

Um intuitiv die besten Entscheidungen zu treffen, müssen wir lernen, unsere innere Stimme bewusst wahrzunehmen. Dies erfordert Übung, Erfahrung und ein klares Verständnis der eigenen Stärken und Schwächen.

Führungskräfte, die ihre Intuition zu schätzen wissen und gezielt einsetzen, können in einer sich ständig wandelnden Welt erfolgreich navigieren und ihre Teams sicher führen. Vertraue also auf deine Intuition und treffe mutig Entscheidungen, besonders dann, wenn dir nicht alle Daten zur Verfügung stehen.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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