Warum guter Schlaf die Basis für gute Ent­schei­dun­gen ist

Juli 4, 2023

Show­no­tes

Guter Schlaf für bes­se­re Ent­schei­dun­gen

Heute geht es um ein Thema, das im Leben von uns allen prä­sent ist – und für manche von uns ist es sogar heilig: der gute Schlaf. Es ist eines der lebens­not­wen­di­gen Grund­be­dürf­nis­se des Men­schen und beein­flusst unser tag­täg­li­ches Leben und Erle­ben.

Du hast es bestimmt schon einmal selbst erlebt: Wenn du eine Nacht kaum geschla­fen hast, fühlst du dich am nächs­ten Tag nicht rich­tig leis­tungs­fä­hig. Guter Schlaf ist näm­lich nicht nur für unse­ren Körper, son­dern auch für unser Gehirn und unsere kogni­ti­ve Leis­tungs­fä­hig­keit unfass­bar wich­tig.

Doch was genau hat es damit auf sich und wie kann guter Schlaf für bes­se­re Ent­schei­dun­gen sorgen?

Was im Schlaf pas­siert

Wir alle tun es, wir alle brau­chen es und es ist so natür­lich wie das Atmen. Doch was ein­fach klingt, ist in Wahr­heit ein kom­ple­xer Vor­gang, der aus meh­re­ren Zyklen und Phasen besteht und von unse­rem Gehirn gesteu­ert wird.

Der Pro­zess star­tet aller­dings schon vor dem eigent­li­chen Schla­fen – näm­lich dann, wenn es dunkel wird. Bei Dun­kel­heit wird das Schlaf­hor­mon Mela­to­nin von der Zir­bel­drü­se im Gehirn aus­ge­schüt­tet, was dazu führt, dass wir müde werden.

Mela­to­nin ist ein Boten­stoff, der unse­rem Körper sagt: Jetzt ist es Zeit, sich aus­zu­ru­hen, und damit den Ener­gie­ver­brauch her­un­ter­zu­fah­ren.

Aus­rei­chend guter Schlaf ist für uns enorm wich­tig, weil der Körper diese Ruhe­pha­sen braucht, um fit zu blei­ben. Im Schlaf läuft der Körper quasi auf Spar­flam­me – Herz­schlag und Blut­druck sinken, und Stoff­wech­sel­pro­zes­se wie bei­spiels­wei­se die Fett­ver­bren­nung laufen auf Hoch­tou­ren. Eben­falls voll aktiv sind alle mög­li­chen Repa­ra­tur­pro­zes­se unse­rer Zellen.

In der Tief­schlaf­pha­se schüt­tet das Gehirn große Mengen eines Wachs­tums­hor­mons aus, und das stärkt nicht nur die Kno­chen­fes­tig­keit, son­dern stei­gert auch die Leis­tungs­fä­hig­keit und sorgt für eine bes­se­re Wund­hei­lung. Außer­dem wird im Schlaf die Abwehr gestärkt – das funk­tio­niert aber nur, wenn unser Schlaf tief und erhol­sam ist.

“Sich gesund schla­fen” ist also nicht nur ein geflü­gel­tes Wort, son­dern es pas­siert tat­säch­lich. Auch für unsere Gefühls­welt ist ein qua­li­ta­tiv guter Schlaf enorm wich­tig, denn in Träu­men werden Erleb­nis­se und damit ver­bun­de­ne Emo­tio­nen ver­ar­bei­tet.

Was pas­siert, wenn wir zu wenig Schlaf bekom­men?

Durch Schlaf­man­gel wird die Funk­ti­on wich­ti­ger Immun­zel­len her­ab­ge­setzt – das hat unter ande­rem zur Folge, dass unser Körper anfäl­li­ger für Infek­te wird. Auch unsere kogni­ti­ve Leis­tungs­fä­hig­keit nimmt bei unzu­rei­chen­dem Schlaf dras­tisch ab.

Viel­leicht hast du es auch schon bei dir selbst beob­ach­tet, dass du nach einer schlaf­lo­sen Nacht einen gewis­sen Ver­lust von Fokus oder Auf­merk­sam­keit erlebst. Deine Fähig­keit, dich zu kon­zen­trie­ren, lässt nach. Du bist leich­ter anfäl­lig für Ablen­kun­gen und kannst rele­van­te Infor­ma­tio­nen nicht mehr so gut fil­tern und ver­ar­bei­ten.

Die Reak­ti­ons­fä­hig­keit ver­rin­gert sich eben­falls bei Schlaf­man­gel. Sind wir dann auf der Arbeit oder im Stra­ßen­ver­kehr unter­wegs, kann das pro­ble­ma­tisch und sogar gefähr­lich werden.

Wie uns unser Gehirn im Tief­schlaf weiser macht

Nach der Ein­schlaf­pha­se und der Leicht­schlaf­pha­se kommen wir in die Tief­schlaf­pha­se. In dieser Schlaf­pha­se werden u.a. die im Tages­ver­lauf vom Hip­po­cam­pus gespei­cher­te Erleb­nis­se und Gedan­ken in den Neo­kor­tex hoch­ge­la­den.

Der Hip­po­cam­pus ist eine Region im Gehirn, in wel­chem die Erleb­nis­se vom Tag zwi­schen­ge­spei­chert werden. Also eine Art Kurz­zeit­ge­dächt­nis. Der Neo­kor­tex hin­ge­gen ist unser rie­sen­gro­ßer Lang­zeit­spei­cher. Dort liegen unsere Lang­zeit­er­in­ne­run­gen.

Dieser Upload vom Hip­po­cam­pus in den Neo­kor­tex findet täg­lich im Schlaf statt.
Je inten­si­ver die Erleb­nis­se des Tages waren, desto höher ist die Wahr­schein­lich­keit, dass sie im Lang­zeit­ge­dächt­nis – im Neo­kor­tex – abge­legt und gespei­chert werden.

Guter Schlaf und Intui­ti­on

Und jetzt kommen wir zu einem span­nen­den Punkt: Vor­wie­gend in der zwei­ten Schlaf­hälf­te werden die frisch hoch­ge­la­de­nen Erin­ne­rungs­in­hal­te mit frü­he­ren Erin­ne­run­gen in Bezie­hung gebracht. Wir merken das oft daran, dass wir träu­men.

Auch, wenn wir in ande­ren Schlaf­pha­sen eben­falls träu­men können, so sind die Träume in dieser Phase am inten­sivs­ten. Dabei kommt es zu den typi­schen schnel­len Augen­be­we­gun­gen, auch „Rapid Eye Move­ment” genannt, denen die REM-Phase ihren Namen zu ver­dan­ken hat.

Wäh­rend wir durch diese Traum­welt wan­dern, arbei­tet unser Gehirn all unsere emo­tio­nal bedeut­sa­men Erleb­nis­se und Gedan­ken des Vor­ta­ges auf und ver­webt sie mit frü­he­ren Erin­ne­run­gen zu indi­vi­du­el­len Erkennt­nis­sen. Dieser Aspekt unse­res Schla­fes ist also der Vor­gang, der uns weiser werden lässt.

Da dieser Gewinn an Erkennt­nis­sen und Wissen im Schlaf pas­siert, hat diese Zeit eine ele­men­ta­re Bedeu­tung für unsere men­ta­le Rei­fung.

Von der Traum­pha­se zu neuen Ein­sich­ten

Ver­knüp­fen sich nun in der Traum­pha­se frü­he­re Erkennt­nis­se mit neuen Ein­sich­ten bzw. diesen fri­schen Erin­ne­run­gen, ent­ste­hen auch neue Ein­sich­ten. Doch im Ver­gleich zu kon­kre­ten Erin­ne­run­gen sind diese neuen Ein­sich­ten und Erkennt­nis­se weder an Orts- noch an Zeit-Koor­di­na­ten gebun­den. Das heißt, wir wissen nicht, wozu oder an was diese Ein­sicht ver­knüpft ist.

Des­halb können wir auch nicht genau wissen, wie viele und welche tat­säch­li­chen Ereig­nis­se zu sol­chen zusam­men­ge­setz­ten Erfah­run­gen ver­wo­ben wurden. Und so bleibt meist nur dieses Bauch­ge­fühl – also eine wie­der­erleb­te Emo­ti­on, die diesen Erin­ne­run­gen zugrun­de liegt.

Obwohl uns ein Bauch­ge­fühl selten an ein bestimm­tes Ereig­nis erin­nert – weil viele Erin­ne­run­gen und Ereig­nis­se dazu bei­getra­gen haben, dieses Bauch­ge­fühl zu formen – beein­flusst es den­noch unsere zukünf­ti­gen Ent­schei­dun­gen. Dieser Aspekt sollte nicht unter­schätzt werden, denn schließ­lich bestehen diese Bauch­ge­füh­le und unsere Intui­ti­on aus der Ver­knüp­fung vieler ein­zel­ner Erfah­run­gen.

Nach dem Pro­zess des Hoch­la­dens von Erfah­run­gen und Emo­tio­nen bis zur Ver­knüp­fung dieser Ereig­nis­se und Erleb­nis­se wird der Hip­po­cam­pus quasi for­ma­tiert. Man kann es mit einer Digi­tal­ka­me­ra ver­glei­chen: Nach dem Hoch­la­den der Fotos muss die Spei­cher­kar­te geleert werden, um Platz für neue Fotos zu schaf­fen.

Wenn wir bei der Meta­pher der Kamera blei­ben, werden im Schlaf zunächst die Infor­ma­tio­nen von der Spei­cher­kar­te (die Infor­ma­tio­nen eines Tages spei­chern kann) ins Lang­zeit­ge­dächt­nis ver­scho­ben und im zwei­ten Schritt werden die Infor­ma­tio­nen von diesem Tag mit alten, bereits lange bestehen­den Erin­ne­run­gen ver­knüpft und mög­li­cher­wei­se auch zu etwas Neuem wei­ter­ent­wi­ckelt.

Ich halte diesen Aspekt für beson­ders wich­tig, denn er zeigt, dass unser Bauch­ge­fühl oder unsere Intui­ti­on nicht etwas “Mys­ti­sches” ist, das aus dem Nichts kommt, son­dern viel­mehr auf unse­ren eige­nen Erfah­run­gen und Erleb­nis­sen basiert.

Guter Schlaf: Die Basis für Inno­va­ti­on und kluge Ent­schei­dun­gen

Durch die Ver­knüp­fung von Erin­ne­run­gen, Erfah­run­gen und Erleb­tem in der Tief­schlaf­pha­se ent­ste­hen neue Asso­zia­tio­nen – und diese können auch neue, unkon­ven­tio­nel­le Ideen her­vor­brin­gen. Das bedeu­tet, dass wir durch eine gute Schlaf­qua­li­tät auch inno­va­ti­ver werden und erklärt, warum das Sprich­wort “eine Nacht drüber schla­fen” bei schwie­ri­gen Ent­schei­dun­gen tat­säch­lich hilf­reich sein kann.

Natür­lich sorgt guter Schlaf auch dafür, dass wir am nächs­ten Morgen wieder frisch und aus­ge­ruht, mit neuer Ener­gie an Her­aus­for­de­run­gen und Pro­ble­me her­an­ge­hen können. Finden wir nicht genug Zeit zum Schla­fen und Aus­ru­hen, kann unser Körper den Stress, den wir am Tag auf­ge­baut haben, nicht aus­rei­chend abbau­en und es kann sein, dass wir mit erhöh­tem Stress­le­vel in den Tag star­ten.

Aus­rei­chend Schlaf stärkt auch die Fähig­keit, auf emo­tio­na­le Her­aus­for­de­run­gen ange­mes­sen zu reagie­ren. Ich sage gerne, dass guter Schlaf für gute Stoß­dämp­fer sorgt, mit denen wir mit emo­tio­na­lem Druck besser umge­hen können.

Gerade bei Ent­schei­dun­gen ist es wich­tig, dass wir uns nicht von Emo­tio­nen leiten lassen, son­dern aus­ge­schla­fen, mit der nöti­gen Ener­gie und “star­ken Stoß­dämp­fern” an Ent­schei­dun­gen her­an­ge­hen können.

Das heißt, für gute Ent­schei­dun­gen ist es wich­tig, einen guten Schlaf zu haben. Doch wie?

Schlaf­hy­gie­ne statt nächt­li­ches Gedan­ken­ka­rus­sell

Ver­mut­lich hast du dich schon häu­fi­ger im nächt­li­chen Gedan­ken­ka­rus­sell wie­der­ge­fun­den und so sehr du auch schla­fen woll­test, du konn­test das Grü­beln ein­fach nicht abstel­len.

Schlaf­pro­ble­me, die oft mit Stress ver­bun­den sind, können zu einem regel­rech­ten Teu­fels­kreis werden. Doch wie kannst du das nächt­li­che Grü­beln stop­pen?

Die Anti­do­te lautet: Schlaf­hy­gie­ne.

Schlaf­hy­gie­ne bedeu­tet ver­ein­facht gesagt, alles Wesent­li­che zu tun, um unsere Schlaf­qua­li­tät zu ver­bes­sern und alles zu ver­mei­den, was unse­ren Schlaf ver­schlech­tert.

Dazu gehört bei­spiels­wei­se das Ver­mei­den von Alko­hol und kof­fe­in­hal­ti­gen Geträn­ken kurz vor dem Zubett­ge­hen. Statt­des­sen soll­test du eine Schlaf­rou­ti­ne eta­blie­ren und regel­mä­ßig Sport sowie Ent­span­nungs­übun­gen in deinen Alltag inte­grie­ren.

Eine hilf­rei­che Metho­de könnte sein, deine krei­sen­den Gedan­ken vor dem Schla­fen­ge­hen auf­zu­schrei­ben. Dadurch kannst du ein­fa­cher von den Gedan­ken los­las­sen und weißt, dass du am nächs­ten Tag auf deine Noti­zen zurück­bli­cken kannst, um nichts zu ver­ges­sen. Das Auf­schrei­ben signa­li­siert zudem deinem Gehirn auch, dass diese Gedan­ken wich­tig sind.

Da dein Gehirn diese Gedan­ken dann ver­ar­bei­tet und mit deinen frü­he­ren Erfah­run­gen in Bezie­hung setzt, können mög­li­cher­wei­se auch neue Lösun­gen ent­ste­hen, die dir dann am Morgen nach dem Auf­wa­chen sozu­sa­gen “ganz aus dem Nichts” ein­fal­len.

Guter Schlaf ist also ein regel­rech­ter Ent­schei­dungs­hel­fer und Pro­blem­lö­ser – wir müssen nur lernen, mehr darauf zu ver­trau­en. Das ist natür­lich oft leich­ter gesagt als getan, doch du kannst dein Gehirn trai­nie­ren.

Wenn du abends grü­belnd im Bett liegst und ver­suchst, mit leeren Akkus eine Ent­schei­dung zu tref­fen, erin­ne­re dich daran, dass es tat­säch­lich effek­ti­ver ist, zu schla­fen. Am nächs­ten Tag kannst du dich dann dem Thema stel­len und eine gute Ent­schei­dung tref­fen, wenn dein Geist erholt ist und du fri­sche Ener­gie hast.

Ver­ab­schie­de dich also vom nächt­li­chen Gedan­ken­ka­rus­sell und setze auf eine gesun­de Schlaf­hy­gie­ne. Du wirst sehen, wie sich das posi­tiv auf deine Schlaf­qua­li­tät und Ent­schei­dungs­fä­hig­keit aus­wir­ken kann.

Fazit

Guter Schlaf ist auf so vielen Ebenen wich­tig: für unse­ren Körper, unsere Psyche und unsere Gefühls­welt. Im Schlaf bauen wir einer­seits Stress ab und ver­ar­bei­ten ande­rer­seits Erleb­nis­se und Emo­tio­nen. Doch das wirk­lich Wich­ti­ge und Span­nen­de, aus meiner Sicht, ist die Ver­knüp­fung dieser mit vor­he­ri­gen Erfah­run­gen und Erin­ne­run­gen.

Denn das bedeu­tet, dass guter Schlaf unsere Intui­ti­on und unser Bauch­ge­fühl ent­wi­ckelt, wir an Weis­heit gewin­nen, mög­li­cher­wei­se zu neuen Erkennt­nis­sen gelan­gen und bes­se­re Ent­schei­dun­gen tref­fen können.

Ich möchte an dieser Stelle mit einem Zitat abschlie­ßen, wel­ches ich sehr pas­send für das Thema finde:

“Wer sich nachts zu lange mit Pro­ble­men von morgen beschäf­tigt, ist am nächs­ten Tag zu müde, sie zu lösen.”
– Reiner Haag

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

Buche Dir jetzt ein unverbindliches Entscheidungsgespräch: jetzt Termin buchen

Das könnte Dich auch interessieren

Seite [tcb_pagination_current_page] von [tcb_pagination_total_pages]

Regelmäßig entscheidende Infos erhalten

Trage Dich in unseren Newsletter ein, um regelmäßig aktuelle Informationen zum Thema Entscheiden zu bekommen.

Infos zur Verarbeitung Deiner Daten kriegst Du in unserer Datenschutzerklärung.
Du kannst dich außerdem jederzeit problemlos wieder abmelden.

Einfach entscheiden

Das praktische Handbuch für Entscheidungen in Organisationen.

Welcher Entscheidertyp bist du?

Fülle dein KAIROS Entscheiderprofil aus und triff bewusst gute Entscheidungen.

Auf die Ohren gibt es

Und zwar Expertenwissen aus über 25 Jahren Entscheidungsforschung im Entscheidungsnavigator Podcast.