Kultur entscheidet mit

Juni 20, 2023

Shownotes

Auch bei Entscheidungen ist die (Landes-) Kultur entscheidend

Hast du bereits in anderen Ländern gearbeitet oder warst Teil von interkulturellen Teams? Dann ist dir bestimmt aufgefallen, dass unterschiedliche Kulturen in der Zusammenarbeit einige Herausforderungen mit sich bringen können.

Vor allem beim Thema Entscheiden kann das zu größeren Differenzen führen. Beispielsweise in Hinblick auf die Vermeidung von Unsicherheiten. In Ländern wie Deutschland oder Österreich wird stets versucht das Unsichere durch Analysen und Pläne vorhersehbar und kontrollierbar zu machen. Skandinavische Ländern hingegen, weisen in ihrer Kultur ein nur sehr niedriges Maß an Unsicherheitsvermeidung auf.

Dementsprechend werden Angehörige dieser beiden Kulturen vollkommen unterschiedlich an die Sache heran gehen, wenn es darum geht eine Entscheidung mit vielen unsicheren Faktoren zu treffen. Und das ist erst der Beginn! Denn neben der Unsicherheitsvermeidung gibt es 5 weitere Dimensionen, die unsere Kultur und deren Einfluss auf unser Entscheidungsverhalten beschreiben.

…aber zuerst: Was ist Kultur überhaupt?

Kultur gibt es nicht erst, seit es Opernhäuser und Museen gibt: Schon vor Jahrtausenden haben Menschen Kultur entwickelt. Dabei geht es nicht nur um Gemälde oder andere künstlerische Werke: Kunst ist zwar ein wichtiger Teil von Kultur, aber Kultur ist mehr als Kunst!
Im anthropologischen Kontext, gibt es mehr als 100 verschiedene Definitionen von Kultur und selbst Wissenschaftler meinen Unterschiedliches, wenn sie von Kultur sprechen. Beispielsweise verwenden Archäolog:innen den Begriff anders als Soziolog:innen oder Biolog:innen. Den einen Kulturbegriff gibt es also nicht! Einig sind sich aber viele darin, dass „Kultur“ alles umfasst, was von Menschen geschaffen und gestaltet wird.

  • Kultur kann aus impliziten und expliziten Muster in Verhaltensweisen bestehen.
  • Kultur können traditionelle Ideen und damit verbundene Werte sein
  • Kultur ist etwas, dass unser Verhalten prägt, z.B. aufgrund von unserer Moralvorstellung, von Bräuchen oder Gesetzen
  • Kultur wird von fast allen Mitgliedern einer sozialen Gruppe geteilt und meist von den Älteren an die Jüngeren weitergegeben

6 Kultur-Dimensionen nach Hofstede

Der Kulturforscher Geert Hofstede hat insgesamt 6 verschiedenen Dimensionen definiert, aus denen sich Kultur zusammensetzt. Diese Dimensionen sind je nach Land oder Kulturkries individuell ausgeprägt und so lassen sich einfach kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen.
Hofstede beschreibt Kultur kurzgesagt als die „Software unseres Geistes“ – und die besitzt eben unterschiedliche Dimensionen.

  1. Powerdistance (Machtdistanz): Beschreibt die Akzeptanz der Machtverteilung innerhalb einer Kultur. Kulturen mit einer hoher Machtdistanz akzeptieren starke Hierarchien. Innerhalb von Organisationen bedeutet das, Entscheidungen werden von Führungskräften getroffen und auch nicht angezweifelt. Kulturen mit einem niedrigen Wert sind wiederum eher durch flache Hierarchien gekennzeichnet und man begegnet sich untereinander mehr „auf Augenhöhe“.
  2. Individualism (Individualismus): Beschreibt wie stark die Beziehungen zwischen Menschen in einer Kultur sind – also steht eher der oder die Einzelne als Individuum im Fokus oder die die Gruppe als Kollektiv.
  3. Masculinity (Maskulinität): meint inwieweit eine Kultur die Aufteilung der klassischen Geschlechterrollen akzeptiert.
  4. Uncertainty Avoidance (Unsicherheitsvermeidung): Beschreibt wie risikofreudig eine Gesellschaft ist. Ob man Innovation und Neuerungen offen gegenüber ist oder ob man Unischerheit lieber vermeidet und auf altbewährte Muster setzt.
  5. Long Term Orientation (Langzeitorientierung): Sagt aus, ob eine Kultur eher langfristig plant und denkt oder ob sie sich eher durch Spontanität und kurzzeitiges Denken und Handeln kennzeichnet.
  6. Indulgence (Genuss): Sagt aus, wie sehr eine Kultur die Selbstverwirklichung eines jeden Menschen akzeptiert. In Kulturen mit einem hohen Wert, werden z.B. auch Randgruppen bzw. Menschen, die nicht „dem Durchschnitt“ entsprechen ganz normal akzeptiert – Freiheit gilt als wichtiger Wert. In Kulturen mit niedriger Ausprägung ist dies nicht der Fall, es gelten strenge Regulierungen.

Kulturelle Einflüsse im Arbeitsalltag

Je nach Land und Kultur kann es die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams schnell herausfordernd werden – sei es in Bezug auf die Herangehensweise, das Verständnis von Authorität oder der bevorzugten Taktik für unsichere Situationen. Das kann zu Schwierigkeiten in der Kommunikation, zu Missverständnissen und Fehlentscheidungen führen. Damit das nicht passiert, habe ich folgende 3 Tipps für dich.

  1. Stell dir schon vor einer anstehenden Entscheidung die Frage, ob es im Team evtl. unterschiedliche kulturelle Hintergründe gibt. Und wenn ja, welche? Wo sind mögliche Gegensätze, aber auch potentielle Gemeinsamkeiten versteckt? Dafür kannst du das Country-Comparison-Tool von Geert Hofstede nutzen.
  2. Behalte diese potenziellen Stolpersteine im Hinterkopf und sei darauf vorbereitet. Aber Achtung: konfrontier die Person nicht direkt damit und schüre keine Vorurteile. Es reicht, wenn du für den Fall der Fälle vorbereitet bist.
  3. Kommt es zu verhärteten Fronten, weil dein Gegenüber vielleicht aus einer stark risiko-meidenden Kultur stammt, versuche mit aussagekräftigen Argumenten zu punkten. Du kannst u zB. Best-Practice Beispiele aus der Vergangenheit präsentieren. Wo hat sich der Mut zu Neuem bezahlt gemacht? Was spricht sonst noch für diese Entscheidung? Vielleicht kannst du deine Argumentation auch mit Zahlen, Daten und Fakten untermauern.

Fazit

Kultur meint nicht nur eindrucksvolle Kunstwerke, sondern bezieht sich auf alles was von Menschen geschaffen und gestaltet wird. Das schließt sowohl Verhaltensweisen und Traditionen, aber auch Gesetzt und unsere Moralvorstellung mit ein. Der Kulturforscher Geert Hofstede definiert Kultur sogar anhand 6 unterschiedlicher Dimensionen. So können Faktoren wie Machtdistanz, Individualismus, Maskulinität, Unsicherheitsvermeidung, Langzeitorientierung und der Genuss je nach Land und Kultur variieren.

Gleichzeitig können diese Unterschiede in interkulturellen Teams schnell zu Herausforderungen oder Missverständnissen in der Kommunikation führen. Dementsprechend empfiehlt es sich, sich vorab über unterschiedliche Kulturen und ihre Werte zu informieren, um im Zweifelsfall vermitteln zu können. Versuche keine Vorurteile zu schüren und konzentriere dich darauf Kompromisse zu finden. So lässt sich zusammen mit Respekt und Verständnis für die Kultur des anderen ein gemeinsamer Weg finden.

Zitat

„Die Kultur der Toleranz beginnt damit, zu akzeptieren, dass der andere anders ist.“ (Roman Herzog)

 

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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