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So triffst du sichere Entscheidungen in unsicheren Zeiten
In einer schnelllebigen Welt voller unvorhersehbarer Herausforderungen ist Unsicherheit unser ständiger Begleiter. Viele Führungskräfte fürchten sich vor ihr und versuchen, sie zu umgehen. Doch gerade diese Unsicherheit ist von unschätzbarem Wert ist. Warum das so ist und wie du sie gezielt nutzen kannst, um bessere Entscheidungen zu treffen, erfährst du in diesem Artikel.
Bevor wir uns jedoch damit beschäftigen, wie Unsicherheit als Chance genutzt werden kann, ist es hilfreich, die Gründe zu verstehen, warum wir Unsicherheit oft als bedrohlich empfinden oder vermeiden, und wie sie unsere Entscheidungsfindung beeinflusst.
Warum wir Unsicherheit meiden
Viele Menschen versuchen, Unsicherheit zu vermeiden, was tief in psychologischen Mechanismen und instinktiven Reaktionen verwurzelt ist. Ein zentraler Mechanismus ist die Verlustaversion. Diese beschreibt unsere Neigung, möglichen Verlusten mehr Gewicht beizumessen als potenziellen Gewinnen. Dieser Instinkt stammt aus einer Zeit, als das Überleben oft von der Vermeidung unbekannter Risiken abhing und ist tief in uns verankert. Auch heute, in einer sichereren Welt, beeinflusst dieser Instinkt unser Verhalten.
Zusätzlich zur Verlustaversion beeinflusst uns auch der Fluchtmechanismus. Dieser hat sich über Jahrtausende entwickelt, um unsere Vorfahren vor unmittelbaren physischen Gefahren zu schützen. Bei der Konfrontation mit unbekannten oder potenziell gefährlichen Situationen (z. B. einem unbekannten Geräusch im Busch) reagierte der Körper mit schnellen Entscheidungen, um entweder zu kämpfen oder zu fliehen.
In der heutigen Welt sind die physischen Gefahren zwar weniger unmittelbar, aber der Fluchtmechanismus ist immer noch aktiv. Wenn wir mit unsicheren oder unbekannten Situationen konfrontiert werden, werden oft ähnliche Reaktionen ausgelöst: Angst, Stress und das Bedürfnis, sich aus der unsicheren Situation zurückzuziehen oder diese zu vermeiden.
Während diese Reaktionen in der prähistorischen Umgebung überlebenswichtig waren, können sie in der modernen Welt unsere Flexibilität und Innovationskraft einschränken. Um den negativen Gefühlen zu entkommen, neigen wir dazu, sichere und vertraute Entscheidungen zu treffen, die uns das Gefühl von Kontrolle und Stabilität geben. Wir meiden unsicheres Terrain meiden und bevorzugen den Status quo.
Das Verständnis dieses Mechanismus kann uns helfen, Strategien zu entwickeln, um besser mit Unsicherheit umzugehen und die Chancen zu nutzen, die sie bietet.
Ein Gedankenexperiment von Frank Knight
Ich habe in meinem Bücherregal nach Antworten und Inspiration zu der Frage gesucht, warum Unsicherheit beim Entscheidend nötig ist und bin dabei auf ein über 100 Jahre altes Buch gestoßen, das erstaunlich relevant für die heutige Zeit ist: „Risk, Uncertainty, and Profit“ von Frank Knight. Dieses Buch bietet eine klare Unterscheidung zwischen Risiko, Unsicherheit und Ungewissheit – Konzepte, die oft durcheinandergebracht werden und die ich deswegen hier kurz aufgreifen möchte.
Frank Knight illustriert seine Ideen durch ein einfaches, aber wirkungsvolles Gedankenexperiment mit drei Urnen oder Gefäßen:
- Die erste Urne – Risiko: Hier enthält die Urne rote und blaue Bälle, wobei die Verteilung der Bälle bekannt ist (20% rot, 80% blau). Dies entspricht dem Risiko, weil die Wahrscheinlichkeiten und damit die Risikokalkulation klar sind. Die Angabe, dass jeder rote Ball 50 Euro wert ist und das Hineingreifen 9 Euro kostet, ist korrekt. Das Risiko kann hier kalkuliert werden, da die Wahrscheinlichkeiten und die Höhe des Gewinns bekannt sind.
- Die zweite Urne – Unsicherheit: Diese Urne enthält Bälle, aber das Mischungsverhältnis ist unbekannt. Man kann nur Annahmen treffen und durch Versuche das Verhältnis schätzen. Dies repräsentiert Unsicherheit, weil die Wahrscheinlichkeiten unklar sind und man nur auf der Basis von Annahmen handeln muss.
- Die dritte Urne – Ungewissheit: Diese Urne ist die extremste Form der Unvorhersehbarkeit. Der Inhalt ist völlig unbekannt, es könnte alles Mögliche sein, was die Ungewissheit maximiert. Diese Form der Ungewissheit macht es nahezu unmöglich, vorherzusagen, was beim Hineingreifen herauskommt.
Unsicherheit liegt also genau zwischen Risiko und Ungewissheit. Sie beschreibt den Zustand, in dem wir nur teilweise wissen, was uns erwartet. Während das Risiko berechenbar und Ungewissheit völlig unvorhersehbar ist, befindet sich Unsicherheit in einem Bereich, in dem wir Entscheidungen treffen müssen, obwohl nicht alle Informationen vorliegen.
Doch was bedeutet das konkret für uns im Alltag? Wie können wir Unsicherheit gezielt nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen? Hier kommen wir zum spannenden Teil: Unsicherheit ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine wertvolle Chance – und eigentlich sogar eine Notwendigkeit.
Unsicherheit als Chance und Notwendigkeit
Stell dir eine Welt vor, in der alles festgelegt und berechenbar ist. Ohne Unsicherheit gäbe es keine Notwendigkeit für Entscheidungen, da der Ausgang ohnehin feststünde. Unsicherheit ist jedoch der Treibstoff, der uns zwingt, Entscheidungen zu treffen und neue Möglichkeiten zu erkunden.
Der wahre Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung von Unsicherheit liegt darin, sie nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu betrachten. Hier sind einige Impulse, wie du Unsicherheit als wertvolles Werkzeug nutzen kannst:
- Erkenne Unsicherheit als Chance: Nutze die Freiheit, die Unsicherheit dir bietet, um kreative Wege zu gehen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Sie eröffnet dir die Möglichkeit, Neues auszuprobieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
- Vertraue deinem Urteilsvermögen: Auch wenn die Zukunft nicht vollständig vorhersehbar ist, vertraue darauf, dass du und dein Team die Fähigkeiten haben, fundierte Entscheidungen zu treffen. Akzeptiere, dass Unsicherheit ein natürlicher Teil des Entscheidungsprozesses ist.
- Nutze Teamentscheidungen: In unsicheren Zeiten ist die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven und Expertisen besonders wertvoll. Diversität im Team kann dazu beitragen, ausgewogene und durchdachte Entscheidungen zu treffen.
- Schaffe einen sicheren Rahmen: Sorge dafür, dass dein Team in einem unterstützenden und offenen Umfeld arbeiten kann. Ein angstfreier Raum fördert kreatives Denken und ermöglicht eine effektive Entscheidungsfindung.
Fazit
Unsicherheit ist ein unvermeidlicher Teil des Entscheidungsprozesses und kann eine wertvolle Gelegenheit sein. Anstatt uns von ihr einschüchtern zu lassen, sollten wir lernen, Unsicherheit als Chance zu sehen, die uns die Freiheit gibt, zu gestalten und zu innovieren. Ein bekanntes Sprichwort besagt: „Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen zu treffen, als auf perfekte Entscheidungen zu warten, die es niemals geben wird.“ In diesem Sinne: Akzeptiere die Unsicherheit und nutze sie als Katalysator, um deine Zukunft aktiv und kreativ zu gestalten.