Wie gehen wir mit Fehlentscheidungen um?

Juni 2, 2023

Shownotes

Fehler sind unvermeidlich…

Bei den rund 20.000 Entscheidungen die wir tagtäglich treffen, können wir nicht immer die perfekte Wahl treffen. Und so kommt es, dass wir ab und zu aufs falsche Pferd setzen. Bestimmt kennst du dieses beklemmende Gefühl, wenn sich eine Situation nicht wie gewünscht entwickelt. Mal ist es das Ergebnis, ein anderes Mal ist es eine verpasste Chance und in anderen Fällen ist es einfach ein zartes Gefühl, das eine Fehlentscheidung auf der emotionalen Ebene anzeigt.

Aber woran erkennen wir eigentlich, dass wir eine falsche Entscheidung getroffen haben?

Grundsätzlich lassen sich Fehlentscheidungen meist erst im Nachhinein erkennen und äußern sich in Form von Unzufriedenheit. Sprich, wir merken, dass wir mit den Konsequenzen der Entscheidung unzufrieden sind, haben das Gefühl eine Chance verpasst zu haben oder verfügen sogar über messbare Fakten die uns die schlechte Wahl verdeutlichen.

Es ist ein beklemmendes Gefühl von dem wir uns schnell verrückt machen lassen. Bin ich etwas selbst schuld? Geht nun alles den Bach hinunter? Kann ich das wieder gerade biegen?

 Warum es zu fehlerhaften Entscheidungen kommt

Fehlentscheidungen passieren nun mal – und zwar jeder und jedem. Das lässt sich leider nicht verhindern, denn auf viele Faktoren haben wir in unserer komplexen Welt schlichtweg keinen Einfluss. Selbst wenn man noch so gründlich recherchiert und abwägt, kann es passieren, dass wir die falsche Wahl treffen. Als Ursache dafür lässt sich meist einer der folgenden Gründe nennen:

  1. Fehlende oder fehlerhafte Informationen
    Eine gründliche und ausführliche Recherche ist überaus wichtig. Dennoch wirst du niemals den Punkt erreichen, an dem du alle Informationen kennst und einen vollständigen Überblick hast. Denn es wird immer Faktoren geben die du einfach nicht kennen oder nicht richtig einordnen kannst. Zusätzlich können sich Informationen auch nachträglich als falsch herausstellen. Ein Thema, das vor allem in Zeiten von Fake News immer relevanter wird.
  2. Keine Kompromisse 
    Ja oder nein, links oder rechts, schwarz oder weiß – nur in Extremen zu denken führt zu langfristig unweigerlich zu Fehlentscheidungen. Denn die für dich richtige Wahl liegt häufig im Mittelweg – also irgendwo dazwischen. Fehlt die nötige Kompromissbereitschaft, bleibt dir nichts anderes übrig als zwischen den beiden Extremen zu entscheiden und liegst am Ende des Tages häufiger daneben. 
  3. Vorschnelle Entscheidungen
    Du möchtest anstehende Entscheidungen schnell vom Tisch haben und entscheidest deshalb gerne mal übereilt?
    Das kann sich häufig negativ auf das Ergebnis auswirken. Denn meist lohnt es sich noch einmal in sich zu gehen, eine Nacht darüber zu schlafen, die Optionen abzuwägen oder genauer zu überlegen? So gibst du dir selbst die nötige Zeit um fundierte Entscheidungen zu treffen.

 Die Gründe für Fehlentscheidungen sind vielfältig und genauso die Möglichkeiten wie wir damit umgehen können. Denn nicht jede Fehlentscheidung bedeutet das Ende.

 So lassen sich Fehlentscheidungen vermeiden

Ein allgemeingültiges Geheimrezepte zur Vermeidung von Fehlentscheidungen gibt es leider nicht. Allerdings habe ich hier einige Tipps für dich, wie du zumindest das Risiko einer fehlerhaften Entscheidung minimieren kannst:

  • Versuche langfristig zu denken: Viele unserer Entscheidungen haben langfristige Konsequenzen. Um größere Fehlentscheidungen zu verhindern, versuche möglichst weit in die Zukunft zu denken. Dabei kann dir die 7-7-7-Methode helfen. Male dir aus wie sich deine Entscheidung in 7 Minuten, in 7 Monaten und in 7 Jahren auf dein Leben auswirken wird.
  •  Suche gezielt nach Kompromissen: Die ideale Wahl liegt oft nicht in den Extremen – schwarz oder weiß, ja oder nein. Oftmals findest du die passende Lösung irgendwo in der Mitte, denn neben den beiden Extremen gibt es unzählige weitere Optionen. Versuche dementsprechend offen für Kompromisse zu sein.
  • Hole dir eine zweite Meinung ein: Oft kann es hilfreich sein eine anstehende Entscheidung mit einer anderen Person zu besprechen. Erkläre deine Situation und schildere deine Gedankengänge um neue Perspektiven zu erhalten oder auch eigene Denkfehler zu erkennen.
  • Nutze fundierte Entscheidungsmethoden: Die meisten Führungskräfte kennen Entscheidungsmethoden wie beispielsweise die Entscheidungsmatrix oder den Entscheidungsbauch – doch sie nutzen sie nicht. Dabei haben diese Methoden definitiv ihre Berechtigung und können dabei helfen Fehlentscheidungen auf logischem Weg zu erkennen.
  • Höre auf dein Bauchgefühl: Bei allen Techniken und Methoden die uns wertvolle Hinweise geben können, solltest du eines nie vergessen: Höre und vertraue auf deine Intuition. Denn sie ist ein guter Kompass und ein verlässliches Warnsignal. Du hast kein gutes Gefühl? Dann schaue nochmals auf die Optionen oder entwickle Neue.

 Meine Tipps für einen positiven Umgang mit Fehlentscheidungen

Dennoch lassen sich Fehlentscheidungen nicht immer vermeiden. Und eines ist klar – sie sind ärgerlich, belastend und manchmal auch teuer. Was du jetzt tun kannst? Ganz einfach: Lerne souverän damit umzugehen und das Beste daraus zu machen.

  1.  Reflektiere den Entscheidungsprozess: Auch wenn die fehlerhafte Entscheidung bereits geschehen ist, ist es wichtig zu verstehen. So lassen sich ähnliche Missgeschicke in der Zukunft vermeiden. Also gehe in dich und finde heraus warum du diese Entscheidung genau so getroffen hast. Hattest du alle Informationen zur Verfügung? Wurdest du eventuell von jemandem überredet? Welche Umstände haben überhaupt zu dieser Entscheidung geführt? Beantworte dir selbst diese Fragen und dann wird dir auch klar: Nicht die Entscheidung an sich war falsch, sondern die Umstände die dazu geführt haben so zu entscheiden. 
  2. Stehe zu deiner Fehlentscheidung: So schwer es auch ist – versuche dich nicht aus der Verantwortung zu ziehen, sondern stehe dazu, dass du die Lage nicht richtig eingeschätzt hast oder einfach die falsche Wahl getroffen hast. Es ist ein Zeichen von Stärke – und zwar gegenüber anderen und viel noch wichtiger, gegenüber dir selbst. Denn nur wenn du Verantwortung übernimmst, kannst du auch – wenn möglich die Entscheidung korrigieren
  3. Korrigiere deinen Fehler: Wenn möglich, versuche deinen Fehler zu korrigieren, um weitere Verluste zu vermeiden.
  4. Lerne aus deiner fehlerhaften Entscheidung: Indem du deinen Entscheidungsprozess reflektierst und Fehler offenlegst, kannst du für zukünftige Entscheidungen daraus lernen. So passiert dir kein Fehler ein zweites Mal.
  5. Finde deinen Frieden: Ist eine Fehlentscheidung geschehen, kann man sie meist nicht mehr rückgängig machen. Also finde dich damit ab und quäle dich nicht weiter mit den typischen „Hätte-Wäre-Würde“-Gedanken. Der nie endende Blick in die Vergangenheit trübt lediglich den klaren Blick in die Zukunft.

Sind mehrere Personen von der Fehlentscheidung betroffen – wie beispielsweise in Teams und Organisationen – steht vor allem eine offene Kommunikation und Transparenz an erster Stelle. Denn nur mit einer entsprechenden Kultur des Vertrauens kann ein konstruktiver Umgang mit Fehlern geschaffen und weitere Fehltritte vermieden werden. Dazu mehr in der Folge 1: Entscheidungskultur in Unternehmen

 Und zum Abschluss habe ich noch einen etwas ungewöhnlichen Tipp für dich:

Kanadische Forscher haben herausgefunden, dass sich Fehlentscheidungen mit einer einfachen Technik deutlich leichter verarbeiten lassen. Vergleiche dich mit anderen Menschen, die noch schlechtere Entscheidungen getroffen haben. Zugegeben, das ist nicht unbedingt die feine englische Art, allerdings senkt das laut Forschern den emotionalen Stress massiv und entlastet dein Gemüt. 

Fazit

Fehler sind menschlich und lassen sich, bei der Menge an Entscheidungen die wir tagtäglich treffen, leider nicht vermeiden. Wir erkennen sie meist erst im Nachgang an diesem beklemmenden Gefühl der Unzufriedenheit. Ein Gefühl das uns vermittelt, dass wir einen Fehler gemacht haben und mit Konsequenzen der Entscheidung unglücklich sind.  Dabei sind häufig gar nicht wir selbst das Problem. Viele Faktoren sind in einer komplexen Welt wie dieser einfach nicht vorhersehbar, weshalb Fehlentscheidungen meist durch fehlerhafte Informationen, vorschnelle Entschlüsse oder eine fehlende Kompromissbereitschaft ausgelöst werden.

Vermeiden lässt sich das leider nicht immer, allerding kann das Risiko einer Fehlentscheidung deutlich minimiert werden. Hierfür empfiehlt es sich langfristig zu denken, Kompromisse zu berücksichtigen, eine zweite Meinung einzuholen, Entscheidungsmethoden zu nutzen und auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

Kommt es dennoch zu einer fehlerhaften Entscheidung lautet mein Rat: mache das Beste daraus! Reflektiere deinen Entscheidungsprozess und lerne aus deinem Fehler um ihn kein zweites Mal zu begehen. Übernimm Verantwortung und stehe zu deinem Missgeschick. Wenn möglich, kannst du zusätzlich ein wenig Schadenbegrenzung betreiben, um weitere Verluste zu vermeiden. Am Ende des Tages solltest du jedoch deinen Frieden damit finden, denn das Verharren in der Vergangenheit schadet deinem Urteilsvermögen und steht dir bei der nächsten Entscheidung nur im Weg.

 

 Zitat

„Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“ (Albert Einstein)

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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