Bessere Entscheidungen dank Intuition, Diversität und Würde

August 29, 2023

Shownotes

Wie Intuition, Diversität und Würde unsere Entscheidungen beeinflussen – Im Gespräch mit Elke Pichler

Wie können wir in einer sich ständig verändernden Welt voller Komplexität gute Entscheidungen treffen? Wie können wir zwischen intuitiven Eingebungen und rationalen Abwägungen balancieren, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen? Warum braucht es mehr Diversität und Menschenwürde in Unternehmen und Organisationen? Das sind nur einige der Fragen, denen ich mit meinem Interviewgast Elke Pichler auf den Grund gegangen bin und ihre Antworten sind so inspirierend, wie ihre Karriere.

Elke Pichler ist u.a. Direktorin der MagnoliaTree Academy – eine etablierte Coaching- und Beratungsfirma, die auf ethische Führung, Werte wie Würde, Gleichheit und Inklusion sowie transformationale Führung spezialisiert ist. Sie ist Mitgründerin von impactory.org – der größten Spendenplattform Österreichs, die über 300 gemeinnützige Projekte unterstützt. Gemeinsam mit ihrem Team begleitet sie mehr als 250 NGOs und unterstützt über 70 Unternehmen in ihrem sozialen Engagement.

Darüber hinaus begleitet Elke verschiedene Veränderungs- und Führungsprojekte als Moderatorin, Lernarchitektin und Coach. 2022 vertrat sie Österreich bei der Young Transatlantic Innovation Leadership Initiative des US-Außenministeriums. Doch genug der Vorrede, lassen wir Elke selbst zu Wort kommen, wenn sie uns Einblicke in ihre Sichtweise auf Entscheidungen gewährt.

Die Weisheit der Intuition: Abwägung und Vertrauen in den Bauch

Ich habe Elke eingangs gefragt, wie sie an den Entscheidungsprozess herangeht und Entscheidungen trifft. Ihr erster Schritt ist es, erst einmal abzuwägen und zwischen kleinen und großen Entscheidungen zu unterscheiden. Bei kleineren Angelegenheiten vertraut sie ihrer Intuition und trifft pragmatische Entscheidungen.

Für die wenigen größeren Entscheidungen hingegen nimmt sie sich bewusst Zeit. „Ich bin auch ein Fan davon, eine Nacht darüber zu schlafen“, verrät sie. Dies gibt ihr die Möglichkeit, mit einem klaren Kopf und frischen Perspektiven an die Entscheidungsfindung heranzugehen. Auch der Austausch mit anderen spielt eine entscheidende Rolle, da sie sich selbst als eine „Sprech-Denkerin“ bezeichnet.

“Woran machst du fest, ob etwas eine gute Entscheidung war oder nicht?”, fragte ich sie daraufhin. Früher zweifelte Elke oft lange nach einer Entscheidung, ob sie die richtige Wahl getroffen habe. Heute hat sie eine klare Perspektive: „Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Entscheidung getroffen, die zu dieser Zeit am sinnvollsten war.“

Ihr Bauchgefühl dient als Indikator für gute Entscheidungen. Elke erläutert, dass diese Herangehensweise zunächst als unprofessionell oder naiv erscheinen mag und auch sie selbst hatte sich lange Zeit so gefühlt, wenn sie auf ihre Intuition verlassen hat. Doch ein Blick auf die Arbeit von Peter Kruse hat ihr verdeutlicht, dass unsere Intuition eine wertvolle Quelle ist. Sie greift auf unser Unterbewusstsein mit all seinem Wissen und Ressourcen zu und lenkt uns in die richtige Richtung.

Die Rolle der Intuition im Unternehmenskontext: Zwischen Komplexität und Verantwortung

Wie sieht es jedoch in Unternehmen und Organisationen aus? Hat die Bedeutung der Intuition hier bereits Einzug gehalten? Elke beschreibt eine vielfältige Landschaft. Die Bedeutung der Intuition in Unternehmen und Organisationen variiert beträchtlich – eine Tatsache, die stark von Faktoren wie Unternehmensgröße, Tätigkeitsbereich und Mitarbeitenden abhängt.

In einer Zeit, in der Komplexität allgegenwärtig ist, zeigt sich jedoch häufig ein bemerkenswertes Phänomen: Entscheidungen werden aufgeschoben oder ganz vermieden. Doch diese Vorgehensweise erweist sich oft als unklug. Die heutige Freiheit, die uns durch Homeoffice, Modernisierung und künstliche Intelligenz gewährt wird, bringt eine ebenso wichtige Verantwortung mit sich – eine Verantwortung, die sowohl von den Führungskräften als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen werden muss.

Wie der renommierte Philosoph Albert Camus einmal sagte: „Tatsächlich besteht die Gefahr, dass die Freiheit in bloße Willkür ausarten kann, wenn sie nicht in Bezug auf die Verantwortung gelebt wird.“ In dieser Ära der Wahlmöglichkeiten und Flexibilität ist es entscheidend, dass die Freiheit durch eine solide Verantwortungsstruktur ergänzt wird, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Die Schaffung dieses Rahmens erfordert den Mut von Entscheiderinnen und Entscheidern, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.

Diese Verantwortung umfasst die Gewährleistung, dass die Freiheit nicht in Chaos und Unentschlossenheit abdriftet, sondern in gezielte Aktionen und klare Ausrichtung gelenkt wird. Eine inspirierende Praxis, die Elke Pichler aus ihrer Erfahrung als Gründerin eines Start-ups mitbringt, ist das Konzept des „Minimum Viable Product“ (MVP) – ein Ansatz, der sich auf Entscheidungsprozesse übertragen lässt.

Anstatt sich in der Perfektion zu verlieren, bevor ein Produkt oder eine Idee auf den Markt kommt, geht es darum, zunächst eine minimale Version zu entwickeln und diese dann zu testen. Dieser Ansatz fördert nicht nur kreative Lösungen, sondern integriert auch die Menschen, die von den Entscheidungen betroffen sind, von Anfang an in den Prozess. Das bringt uns zu einem wichtigen Punkt: Das Fördern von Diversität in Unternehmen für bessere Entscheidungen.

Als Befürworterin von Inklusion und Diversität betont Elke, dass Teams mit vielfältigen Mitgliedern fundierte Entscheidungen treffen können, da jeder Einzelne eine einzigartige Perspektive einbringt. Sie beobachtet eine zunehmende Anerkennung des Mehrwerts von Diversität in Unternehmen und Organisationen. Diese Entwicklung wird durch eine wachsende Anzahl von Studien untermauert, die die positiven Auswirkungen von Diversität auf Teamdynamik und Unternehmensleistung belegen.

Ein weiterer entscheidender Aspekt, der mit diesem Thema einhergeht, ist, davon loslassen zu können, immer selbst alles wissen oder entscheiden zu müssen. Ich habe Elke daher nach ihren Tipps dazu gefragt und sie hat zwei wirkungsvolle Ansätze geteilt, die ihr persönlich geholfen haben. Der erste Gedanke, der sich als äußerst hilfreich erwiesen hat, lautet: „Was ist das Schlimmste, was (mir) passieren kann?“

Diese simple Frage eröffnet eine Perspektive, die oft die Ängste und Bedenken relativiert, die mit dem Loslassen von Kontrolle einhergehen können. Indem wir uns bewusst machen, dass das Schlimmste oft gar nicht so schlimm ist oder dass wir es letztlich verkraften können, entsteht Raum für mehr Gelassenheit und Entscheidungsfreiheit. Ein weiterer bedeutsamer Aspekt ist das Loslassen der Sorge darüber, was andere Menschen denken.

Elke betont, dass andere Menschen stets irgendetwas denken werden und wir nur begrenzt Einfluss darauf haben können. Daher rät sie dazu, diese Sorge loszulassen und sich von der Vorstellung zu befreien, die Gedanken anderer kontrollieren oder vorhersehen zu müssen. Diese Erkenntnis schafft Freiraum für authentisches Handeln und unbeeinträchtigte Entscheidungen.

Unterschiede zwischen Non-Profit- und Profit-Organisationen

Elke beleuchtet auch die Unterschiede zwischen Non-Profit- und Profit-Organisationen, wenn es ums Entscheiden geht. Das Thema Geld spielt hier eine große Rolle. Da Non-Profit-Organisationen oft durch Spenden finanziert werden, gibt es hier klare Zuweisungen für die Verwendung der Mittel. Diese Klarheit kann einerseits bei Entscheidungen helfen, schafft aber auch Enge und Begrenzungen.

Menschen-Würde und ethische Führung

Elke betont zum Ende ein Leitprinzip, das in ihrer Unternehmensphilosophie einen zentralen Platz einnimmt: die Wahrung der Menschen-Würde. Eine Betonung, die nicht nur in Unternehmen und Organisationen, sondern auch auf individueller Ebene von immenser Bedeutung ist. Indem Elke und ihr engagiertes Team Werte wie Würde, Gleichberechtigung und Inklusion ins Zentrum ihres Unternehmens stellen, setzen sie ein klares Zeichen für ethisches Führen und verantwortungsbewusstes Handeln.

Ihr Team und die MagnoliaTree Academy leben vor, wie die Integration dieser Werte zur Schaffung einer dynamischen und erfolgreich orientierten Unternehmenskultur beiträgt. Ich möchte daher abschließend dazu einladen, darüber nachzudenken, wie unsere Entscheidungen die Würde anderer Menschen beeinflussen können.

Elke erläutert, dass Würde als Entscheidungskompass uns dabei helfen kann, kluge und respektvolle Entscheidungen zu treffen, die nicht nur im Einklang mit unseren Zielen stehen, sondern auch die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. Dieser Ansatz erinnert uns daran, dass unsere Entscheidungen nicht isoliert existieren, sondern Auswirkungen auf uns selbst, unsere Mitmenschen und die Gesellschaft als Ganzes haben.

Damit einher geht der Aufruf, Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen und eine Kultur des Miteinanders – der Inklusion und Diversität – zu fördern. Es eröffnet die Möglichkeit, die Vielfalt der Menschen zu würdigen und einen Raum zu schaffen, in dem jeder Einzelne gehört wird und seinen Beitrag leisten kann. Veränderung ist nicht immer leicht, doch sie ist unerlässlich, um voranzukommen.

Elke betont: „Veränderung tut oft weh und macht nicht immer Spaß, aber in the long run können wir nur so existieren.“ Daher ermutigt sie dazu, sich den Veränderungen hinzugeben und mutige Entscheidungen zu treffen, um langfristig erfolgreich zu sein.

Fazit

Das Gespräch mit Elke bietet einen erfrischenden Blickwinkel auf die Kunst der Entscheidungsfindung in einer sich wandelnden und komplexen Welt. Dieser Blickwinkel wird nicht nur von ihrer beeindruckenden Expertise geprägt, sondern auch von ihrem engagierten Einsatz für Menschenwürde, Gleichheit und Inklusion.

Diese Impulse von Elke offenbaren, dass Intuition und Verantwortung, gepaart mit einem tiefen Respekt vor der Einzigartigkeit jedes Individuums, eine wegweisende Strategie für die heutige Entscheidungsfindung darstellen.

Persönlich konnte ich aus dem Austausch mit Elke viele wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Mein Wunsch ist es, dass dieser Artikel dazu beiträgt, dass noch mehr Führungspersonen, Unternehmen und Organisationen den unschätzbaren Wert dieser Themen erkennen und sie aktiv in ihre Handlungen integrieren.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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