Durch gute Fragen zu bes­se­ren Team­ent­schei­dun­gen

Mai 20, 2023

Show­no­tes

Die Kunst des Fra­gens: Wie gute Fragen zu bes­se­ren Team-Ent­schei­dun­gen führen

In der Welt der Unter­neh­mens- und Team­füh­rung sind gute Ent­schei­dun­gen essen­ti­ell für den Erfolg. Ein ent­schei­den­der Faktor hier­bei, der oft über­se­hen wird, ist die Macht guter Fragen. In diesem Arti­kel erkun­den wir, wie du durch geziel­tes Fragen bes­se­re Team­ent­schei­dun­gen her­bei­füh­ren kannst. Dabei betrach­ten wir die ver­schie­de­nen Arten von Fragen, ihre Wir­kung und wie sie den Ent­schei­dungs­pro­zess beein­flus­sen.

Die Macht der Fragen

Fragen haben eine enorme Kraft. Sie beein­flus­sen nicht nur, wie wir Infor­ma­tio­nen auf­neh­men und inter­pre­tie­ren, son­dern leiten uns auch dazu an, tiefer nach­zu­den­ken, Erkennt­nis­se zu gewin­nen und wert­vol­le Impul­se für Ver­än­de­run­gen zu setzen.

Geschlos­se­ne Fragen, die mit Ja oder Nein beant­wor­tet werden können, lie­fern schnel­le und klare Ant­wor­ten. Offene Fragen hin­ge­gen regen dazu an, unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven zu erkun­den und tie­fe­re Ein­sich­ten zu gewin­nen. Hier­bei spielt ein inter­es­san­tes Phä­no­men eine Rolle: der Bestä­ti­gungs­feh­ler (Con­fir­ma­ti­on Bias). Dieser kogni­ti­ve Bias führt dazu, dass wir Infor­ma­tio­nen bevor­zu­gen, die unsere bestehen­den Über­zeu­gun­gen bestä­ti­gen.

Unser Gehirn nutzt diese Abkür­zung, um Zeit und Ener­gie zu sparen, was oft zur Folge hat, dass wir uns weni­ger kri­tisch mit neuen Infor­ma­tio­nen aus­ein­an­der­set­zen. Um diesen Bias zu über­win­den, ist es uner­läss­lich, gute Fragen zu stel­len, die ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven beleuch­ten und tie­fe­re Ein­sich­ten ermög­li­chen.

Gute Fragen tragen außer­dem zu einem bes­se­ren Ver­ständ­nis im Team bei und helfen, ver­bor­ge­ne Annah­men und Vor­ur­tei­le auf­zu­de­cken. Sie för­dern kri­ti­sches Denken, eine wesent­li­che Eigen­schaft für fun­dier­te Ent­schei­dun­gen.

Meta­fra­gen vs. inhalt­li­che Fragen

Gute Fragen in Team­ent­schei­dun­gen lassen sich grob in zwei Kate­go­rien ein­tei­len: Meta­fra­gen und inhalt­li­che Fragen.

Meta­fra­gen

Meta­fra­gen im Kon­text von Team­ent­schei­dun­gen befas­sen sich mit dem gesam­ten Pro­zess und dem Rahmen der Ent­schei­dungs­fin­dung. Bei­spie­le sind:

- Wie können wir sicher­stel­len, dass alle Stim­men gehört werden?

- Wie garan­tie­ren wir, dass wir alle nöti­gen Infor­ma­tio­nen haben?

- Was haben wir noch nicht beach­tet? Was fehlt uns noch?

All­ge­mein haben Meta-Fragen das Ziel, Unklar­hei­ten auf­zu­lö­sen, Details zu ent­hül­len und Zusam­men­hän­ge zu klären, die durch vage oder unge­naue For­mu­lie­run­gen ver­deckt wurden. Sie helfen dabei, Miss­ver­ständ­nis­se zu ver­mei­den und ermög­li­chen eine klare, effek­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on, indem sie tie­fer­ge­hen­de Infor­ma­tio­nen dar­über lie­fern, was jemand wirk­lich meint.

Inhalt­li­che Fragen

Inhalt­li­che Fragen kon­zen­trie­ren sich auf die Details der Ent­schei­dung und sind essen­ti­ell für die inhalt­li­che Erar­bei­tung eines Themas. Hier sind die klas­si­schen W‑Fragen beson­ders hilf­reich. Diese W‑Fragen, die ihren Ursprung im Jour­na­lis­mus haben, zielen darauf ab, umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen zu sam­meln und ver­schie­de­ne Aspek­te eines Themas zu beleuch­ten. Die W‑Fragen umfas­sen: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie? Und wozu? Sie ermög­li­chen es, die ver­schie­de­nen Facet­ten einer Ent­schei­dung sys­te­ma­tisch zu erfas­sen und dadurch fun­dier­te und durch­dach­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen.

  • Was wollen wir errei­chen?
  • Wer ist betei­ligt?
  • Wann soll die Ent­schei­dung umge­setzt werden?
  • Wo liegt das Pro­blem?
  • Wieso ist das rele­vant?
  • Wes­halb ist diese Ent­schei­dung wich­tig?
  • Wozu dient die Ent­schei­dung?

Stelle diese Fragen nur, wenn du offen für die Ant­wor­ten bist und bereit bist, neue Erkennt­nis­se zu gewin­nen.

Vor­be­rei­tung und Vor­aus­set­zung für gute Fragen

Um wirk­lich von guten Fragen pro­fi­tie­ren zu können, ist es wich­tig, sich nicht nur auf das Stel­len der Fragen zu kon­zen­trie­ren, son­dern auch auf die Vor­be­rei­tung und den Umgang mit den Ant­wor­ten. Hier­bei spie­len Ver­trau­en, Respekt und akti­ves Zuhö­ren eine ent­schei­den­de Rolle. Schau­en wir uns genau­er an, wie du diese Ele­men­te in deinem Team umset­zen kannst.

Ver­trau­en und Respekt

Damit dein Team offen und ehr­lich ant­wor­ten kann, sind Ver­trau­en und Respekt uner­läss­lich. Ver­mei­de es, eine Rich­tung vor­zu­ge­ben oder Vor­ur­tei­le zu haben. Zeige Empa­thie und Ein­füh­lungs­ver­mö­gen, um auf die Ant­wor­ten ent­spre­chend reagie­ren zu können.

Fragen wie “Wie beein­flusst diese Ent­schei­dung unsere Zufrie­den­heit?” oder “Wie passt diese Ent­schei­dung in unsere lang­fris­ti­gen Ziele?” sind hilf­reich, um die Aus­wir­kun­gen einer Ent­schei­dung zu bewer­ten.

Zuhö­ren und Ver­ste­hen

Gute Fragen sind nur die eine Seite der Medail­le. Die andere Seite ist, wie du die Ant­wor­ten nutzt, um bes­se­re Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Akti­ves Zuhö­ren för­dert das Ver­trau­en im Team und zeigt Wert­schät­zung für die Bei­trä­ge der Team­mit­glie­der. Ver­mei­de vor­ei­li­ge Schlüs­se und frage bei Unklar­hei­ten nach, um Miss­ver­ständ­nis­se zu ver­mei­den.

Daten und Mei­nun­gen tren­nen

Eine klare Tren­nung zwi­schen Daten und Fakten sowie Mei­nun­gen und Annah­men ist ent­schei­dend. Dies hilft, ein bes­se­res Ver­ständ­nis der Situa­ti­on zu ent­wi­ckeln und die Ent­schei­dungs­qua­li­tät zu ver­bes­sern.

Intui­ti­on ein­be­zie­hen

Schaf­fe einen siche­ren Raum, in dem auch emo­tio­na­le Aspek­te will­kom­men sind, und stelle Fragen, die die betei­lig­ten Per­so­nen dazu ein­la­den, ihre Intui­ti­on im Ent­schei­dungs­pro­zess ein­zu­brin­gen. Bei­spie­le hier­für sind: „Wie fühlst du dich mit dieser Ent­schei­dung?“ und „Was sagt dein Bauch­ge­fühl?“

Krea­ti­vi­tät nutzen

Nutze klas­si­sche Krea­ti­vi­täts­tech­ni­ken wie Brain­stor­ming, Mind­maps oder Rol­len­spie­le, um neue Per­spek­ti­ven zu gewin­nen. Diese Metho­den för­dern krea­ti­ves Denken und ermög­li­chen es dem Team, inno­va­ti­ve Lösun­gen zu finden und umfas­sen­de­re Ent­schei­dun­gen zu tref­fen.

Enga­ge­ment und Com­mit­ment

Durch den offe­nen Aus­tausch von Sicht­wei­sen und Erfah­run­gen för­derst du das Enga­ge­ment aller Betei­lig­ten im Ent­schei­dungs­pro­zess. Dies führt zu einer höhe­ren Bereit­schaft, sich für die getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen ein­zu­set­zen.

Frage-Tech­ni­ken für bes­se­re Ent­schei­dun­gen

Kommen wir zurück zu den Fragen selbst. Es gibt ver­schie­de­ne Tech­ni­ken, die du anwen­den kannst, um fun­dier­te und durch­dach­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen:

Geschlos­se­ne Fragen

Geschlos­se­ne Fragen sind ideal, wenn du kon­kre­te und schnel­le Ant­wor­ten benö­tigst. Sie werden in der Regel mit „Ja“ oder „Nein“ beant­wor­tet und sind nütz­lich, um klare Posi­tio­nen oder Zustim­mun­gen zu erhal­ten. Bei­spiel: „Haben wir alle not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen?“ Diese Fragen helfen dir, die Dis­kus­si­on auf den Punkt zu brin­gen und ein­deu­ti­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen.

Offene Fragen

Offene Fragen sind das Gegen­stück zu geschlos­se­nen Fragen. Sie för­dern die Explo­ra­ti­on und regen die Betei­lig­ten an, tiefer über ein Thema nach­zu­den­ken. Offene Fragen begin­nen oft mit „Was“, „Wie“ oder „Warum“ und ermög­li­chen es, ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen und umfas­sen­de­re Ein­sich­ten zu gewin­nen. Bei­spiel: „Welche Optio­nen haben wir noch nicht betrach­tet?“ Diese Fragen sind beson­ders wert­voll, um krea­ti­ve Lösun­gen zu finden und die Dis­kus­si­on zu ver­tie­fen.

Zir­ku­lä­re Fragen

Zir­ku­lä­re Fragen sind eine Tech­nik, die hypo­the­tisch abwe­sen­de Per­so­nen in die Dis­kus­si­on ein­be­zieht. Sie helfen, ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen und die Sicht­wei­se ande­rer zu ver­ste­hen. Bei­spiel: „Was würde unser Kunde dazu sagen?“ oder „Wie würde unser Wett­be­wer­ber auf diese Ent­schei­dung reagie­ren?“ Diese Fragen erwei­tern den Hori­zont und för­dern ein umfas­sen­de­res Ver­ständ­nis der Situa­ti­on.

Begrün­dungs­fra­gen

Anstatt direkt nach dem „Warum“ zu fragen, was oft als kon­fron­ta­tiv emp­fun­den wird, sind Begrün­dungs­fra­gen eine sub­ti­le­re Metho­de, um die Hin­ter­grün­de und Beweg­grün­de einer Ent­schei­dung zu erfor­schen. For­mu­lie­re die Fragen so, dass sie nach den Über­le­gun­gen und Moti­va­tio­nen der Team­mit­glie­der suchen. Bei­spiel: „Was hat dich zu dieser Ein­schät­zung gebracht?“ oder „Welche Über­le­gun­gen ste­cken hinter deiner Mei­nung?“ Diese Fragen för­dern ein tie­fe­res Ver­ständ­nis und ver­hin­dern defen­si­ve Reak­tio­nen.

Ska­len­fra­gen

Ska­len­fra­gen sind nütz­lich, um das Com­mit­ment und die Mei­nun­gen im Team quan­ti­ta­tiv zu erfas­sen. Du bit­test die Team­mit­glie­der, ihre Ein­schät­zung auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewer­ten. Bei­spiel: „Auf einer Skala von 1 bis 10, wie über­zeugt seid ihr von diesem Vor­schlag?“ Diese Metho­de hilft, das Stim­mungs­bild im Team zu visua­li­sie­ren und gibt Hin­wei­se darauf, welche Berei­che noch ver­bes­sert werden müssen. Du kannst wei­ter­füh­ren­de Fragen stel­len wie: „Was brau­chen wir, um von einer 6 auf eine 7 zu kommen?“

Para­do­xe Fragen

Para­do­xe Fragen, auch als Kopf­stand­me­tho­de bekannt, för­dern krea­ti­ve und unkon­ven­tio­nel­le Denk­wei­sen, indem sie das genaue Gegen­teil des gewünsch­ten Ziels anspre­chen. Bei­spiel: „Was müss­ten wir tun, um dieses Pro­jekt zum Schei­tern zu brin­gen?“ Diese Tech­nik kann humor­voll ein­ge­setzt werden und hilft, ver­bor­ge­ne Risi­ken und Her­aus­for­de­run­gen auf­zu­de­cken. Indem du die nega­ti­ven Ant­wor­ten ins Posi­ti­ve umkehrst, erhältst du wert­vol­le Ein­bli­cke in mög­li­che Lösun­gen und Stra­te­gien.

Res­sour­cen- und lösungs­ori­en­tier­te Fragen

Diese Fragen fokus­sie­ren sich darauf, Lösun­gen zu finden und die not­wen­di­gen Res­sour­cen zu iden­ti­fi­zie­ren. Sie setzen voraus, dass eine Lösung mög­lich ist und kon­zen­trie­ren sich darauf, wie diese erreicht werden kann. Bei­spiel: „Welche Res­sour­cen benö­ti­gen wir, um dieses Ziel zu errei­chen?“ oder „Welche Schrit­te müssen wir als nächs­tes unter­neh­men?“ Diese Fragen för­dern ein lösungs­ori­en­tier­tes Denken und helfen, kon­kre­te Maß­nah­men zu planen.

Gefühls­fra­gen

Gefühls­fra­gen erfas­sen die emo­tio­na­le Seite einer Ent­schei­dung und helfen, das Wohl­be­fin­den und die Intui­ti­on der Team­mit­glie­der zu berück­sich­ti­gen. Bei­spiel: „Wie fühlst du dich mit dieser Ent­schei­dung?“ oder „Was sagt dein Bauch­ge­fühl dazu?“ Diese Fragen schaf­fen einen siche­ren Raum für emo­tio­na­le Aspek­te und unter­stüt­zen eine ganz­heit­li­che Betrach­tung der Ent­schei­dung.

Indem du diese ver­schie­de­nen Fra­ge­tech­ni­ken ein­setzt, kannst du die Qua­li­tät der Team­ent­schei­dun­gen erheb­lich ver­bes­sern und sicher­stel­len, dass alle Per­spek­ti­ven und Aspek­te berück­sich­tigt werden.

Fazit

Gute Fragen sind ent­schei­dend für bes­se­re Team­ent­schei­dun­gen. Sie helfen, ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu erkun­den, kri­ti­sches Denken zu för­dern und das Enga­ge­ment im Team zu stei­gern. Durch akti­ves Zuhö­ren, Ver­trau­en und eine klare Tren­nung zwi­schen Fakten und Mei­nun­gen schaffst du die Grund­la­ge für fun­dier­te Ent­schei­dun­gen.

Ernst Ferstl sagte einst: “Es sind unsere Fragen, die dar­über ent­schei­den, ob wir ein Ja oder ein Nein zur Ant­wort bekom­men.” In diesem Sinne: Stelle die rich­ti­gen Fragen, sei offen für neue Per­spek­ti­ven und för­de­re eine Kultur des gemein­sa­men Ent­schei­dens in deinem Team. So wirst du nicht nur bes­se­re Ent­schei­dun­gen tref­fen, son­dern auch das Ver­trau­en und die Wert­schät­zung im Team stär­ken.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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