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Die Kunst des Fragens: Wie gute Fragen zu besseren Team-Entscheidungen führen
In der Welt der Unternehmens- und Teamführung sind gute Entscheidungen essentiell für den Erfolg. Ein entscheidender Faktor hierbei, der oft übersehen wird, ist die Macht guter Fragen. In diesem Artikel erkunden wir, wie du durch gezieltes Fragen bessere Teamentscheidungen herbeiführen kannst. Dabei betrachten wir die verschiedenen Arten von Fragen, ihre Wirkung und wie sie den Entscheidungsprozess beeinflussen.
Die Macht der Fragen
Fragen haben eine enorme Kraft. Sie beeinflussen nicht nur, wie wir Informationen aufnehmen und interpretieren, sondern leiten uns auch dazu an, tiefer nachzudenken, Erkenntnisse zu gewinnen und wertvolle Impulse für Veränderungen zu setzen.
Geschlossene Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können, liefern schnelle und klare Antworten. Offene Fragen hingegen regen dazu an, unterschiedliche Perspektiven zu erkunden und tiefere Einsichten zu gewinnen. Hierbei spielt ein interessantes Phänomen eine Rolle: der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias). Dieser kognitive Bias führt dazu, dass wir Informationen bevorzugen, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen.
Unser Gehirn nutzt diese Abkürzung, um Zeit und Energie zu sparen, was oft zur Folge hat, dass wir uns weniger kritisch mit neuen Informationen auseinandersetzen. Um diesen Bias zu überwinden, ist es unerlässlich, gute Fragen zu stellen, die verschiedene Perspektiven beleuchten und tiefere Einsichten ermöglichen.
Gute Fragen tragen außerdem zu einem besseren Verständnis im Team bei und helfen, verborgene Annahmen und Vorurteile aufzudecken. Sie fördern kritisches Denken, eine wesentliche Eigenschaft für fundierte Entscheidungen.
Metafragen vs. inhaltliche Fragen
Gute Fragen in Teamentscheidungen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Metafragen und inhaltliche Fragen.
Metafragen
Metafragen im Kontext von Teamentscheidungen befassen sich mit dem gesamten Prozess und dem Rahmen der Entscheidungsfindung. Beispiele sind:
– Wie können wir sicherstellen, dass alle Stimmen gehört werden?
– Wie garantieren wir, dass wir alle nötigen Informationen haben?
– Was haben wir noch nicht beachtet? Was fehlt uns noch?
Allgemein haben Meta-Fragen das Ziel, Unklarheiten aufzulösen, Details zu enthüllen und Zusammenhänge zu klären, die durch vage oder ungenaue Formulierungen verdeckt wurden. Sie helfen dabei, Missverständnisse zu vermeiden und ermöglichen eine klare, effektive Kommunikation, indem sie tiefergehende Informationen darüber liefern, was jemand wirklich meint.
Inhaltliche Fragen
Inhaltliche Fragen konzentrieren sich auf die Details der Entscheidung und sind essentiell für die inhaltliche Erarbeitung eines Themas. Hier sind die klassischen W-Fragen besonders hilfreich. Diese W-Fragen, die ihren Ursprung im Journalismus haben, zielen darauf ab, umfassende Informationen zu sammeln und verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten. Die W-Fragen umfassen: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie? Und wozu? Sie ermöglichen es, die verschiedenen Facetten einer Entscheidung systematisch zu erfassen und dadurch fundierte und durchdachte Entscheidungen zu treffen.
- Was wollen wir erreichen?
- Wer ist beteiligt?
- Wann soll die Entscheidung umgesetzt werden?
- Wo liegt das Problem?
- Wieso ist das relevant?
- Weshalb ist diese Entscheidung wichtig?
- Wozu dient die Entscheidung?
Stelle diese Fragen nur, wenn du offen für die Antworten bist und bereit bist, neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Vorbereitung und Voraussetzung für gute Fragen
Um wirklich von guten Fragen profitieren zu können, ist es wichtig, sich nicht nur auf das Stellen der Fragen zu konzentrieren, sondern auch auf die Vorbereitung und den Umgang mit den Antworten. Hierbei spielen Vertrauen, Respekt und aktives Zuhören eine entscheidende Rolle. Schauen wir uns genauer an, wie du diese Elemente in deinem Team umsetzen kannst.
Vertrauen und Respekt
Damit dein Team offen und ehrlich antworten kann, sind Vertrauen und Respekt unerlässlich. Vermeide es, eine Richtung vorzugeben oder Vorurteile zu haben. Zeige Empathie und Einfühlungsvermögen, um auf die Antworten entsprechend reagieren zu können.
Fragen wie „Wie beeinflusst diese Entscheidung unsere Zufriedenheit?“ oder „Wie passt diese Entscheidung in unsere langfristigen Ziele?“ sind hilfreich, um die Auswirkungen einer Entscheidung zu bewerten.
Zuhören und Verstehen
Gute Fragen sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, wie du die Antworten nutzt, um bessere Entscheidungen zu treffen. Aktives Zuhören fördert das Vertrauen im Team und zeigt Wertschätzung für die Beiträge der Teammitglieder. Vermeide voreilige Schlüsse und frage bei Unklarheiten nach, um Missverständnisse zu vermeiden.
Daten und Meinungen trennen
Eine klare Trennung zwischen Daten und Fakten sowie Meinungen und Annahmen ist entscheidend. Dies hilft, ein besseres Verständnis der Situation zu entwickeln und die Entscheidungsqualität zu verbessern.
Intuition einbeziehen
Schaffe einen sicheren Raum, in dem auch emotionale Aspekte willkommen sind, und stelle Fragen, die die beteiligten Personen dazu einladen, ihre Intuition im Entscheidungsprozess einzubringen. Beispiele hierfür sind: „Wie fühlst du dich mit dieser Entscheidung?“ und „Was sagt dein Bauchgefühl?“
Kreativität nutzen
Nutze klassische Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mindmaps oder Rollenspiele, um neue Perspektiven zu gewinnen. Diese Methoden fördern kreatives Denken und ermöglichen es dem Team, innovative Lösungen zu finden und umfassendere Entscheidungen zu treffen.
Engagement und Commitment
Durch den offenen Austausch von Sichtweisen und Erfahrungen förderst du das Engagement aller Beteiligten im Entscheidungsprozess. Dies führt zu einer höheren Bereitschaft, sich für die getroffenen Entscheidungen einzusetzen.
Frage-Techniken für bessere Entscheidungen
Kommen wir zurück zu den Fragen selbst. Es gibt verschiedene Techniken, die du anwenden kannst, um fundierte und durchdachte Entscheidungen zu treffen:
Geschlossene Fragen
Geschlossene Fragen sind ideal, wenn du konkrete und schnelle Antworten benötigst. Sie werden in der Regel mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet und sind nützlich, um klare Positionen oder Zustimmungen zu erhalten. Beispiel: „Haben wir alle notwendigen Informationen?“ Diese Fragen helfen dir, die Diskussion auf den Punkt zu bringen und eindeutige Entscheidungen zu treffen.
Offene Fragen
Offene Fragen sind das Gegenstück zu geschlossenen Fragen. Sie fördern die Exploration und regen die Beteiligten an, tiefer über ein Thema nachzudenken. Offene Fragen beginnen oft mit „Was“, „Wie“ oder „Warum“ und ermöglichen es, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und umfassendere Einsichten zu gewinnen. Beispiel: „Welche Optionen haben wir noch nicht betrachtet?“ Diese Fragen sind besonders wertvoll, um kreative Lösungen zu finden und die Diskussion zu vertiefen.
Zirkuläre Fragen
Zirkuläre Fragen sind eine Technik, die hypothetisch abwesende Personen in die Diskussion einbezieht. Sie helfen, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und die Sichtweise anderer zu verstehen. Beispiel: „Was würde unser Kunde dazu sagen?“ oder „Wie würde unser Wettbewerber auf diese Entscheidung reagieren?“ Diese Fragen erweitern den Horizont und fördern ein umfassenderes Verständnis der Situation.
Begründungsfragen
Anstatt direkt nach dem „Warum“ zu fragen, was oft als konfrontativ empfunden wird, sind Begründungsfragen eine subtilere Methode, um die Hintergründe und Beweggründe einer Entscheidung zu erforschen. Formuliere die Fragen so, dass sie nach den Überlegungen und Motivationen der Teammitglieder suchen. Beispiel: „Was hat dich zu dieser Einschätzung gebracht?“ oder „Welche Überlegungen stecken hinter deiner Meinung?“ Diese Fragen fördern ein tieferes Verständnis und verhindern defensive Reaktionen.
Skalenfragen
Skalenfragen sind nützlich, um das Commitment und die Meinungen im Team quantitativ zu erfassen. Du bittest die Teammitglieder, ihre Einschätzung auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten. Beispiel: „Auf einer Skala von 1 bis 10, wie überzeugt seid ihr von diesem Vorschlag?“ Diese Methode hilft, das Stimmungsbild im Team zu visualisieren und gibt Hinweise darauf, welche Bereiche noch verbessert werden müssen. Du kannst weiterführende Fragen stellen wie: „Was brauchen wir, um von einer 6 auf eine 7 zu kommen?“
Paradoxe Fragen
Paradoxe Fragen, auch als Kopfstandmethode bekannt, fördern kreative und unkonventionelle Denkweisen, indem sie das genaue Gegenteil des gewünschten Ziels ansprechen. Beispiel: „Was müssten wir tun, um dieses Projekt zum Scheitern zu bringen?“ Diese Technik kann humorvoll eingesetzt werden und hilft, verborgene Risiken und Herausforderungen aufzudecken. Indem du die negativen Antworten ins Positive umkehrst, erhältst du wertvolle Einblicke in mögliche Lösungen und Strategien.
Ressourcen- und lösungsorientierte Fragen
Diese Fragen fokussieren sich darauf, Lösungen zu finden und die notwendigen Ressourcen zu identifizieren. Sie setzen voraus, dass eine Lösung möglich ist und konzentrieren sich darauf, wie diese erreicht werden kann. Beispiel: „Welche Ressourcen benötigen wir, um dieses Ziel zu erreichen?“ oder „Welche Schritte müssen wir als nächstes unternehmen?“ Diese Fragen fördern ein lösungsorientiertes Denken und helfen, konkrete Maßnahmen zu planen.
Gefühlsfragen
Gefühlsfragen erfassen die emotionale Seite einer Entscheidung und helfen, das Wohlbefinden und die Intuition der Teammitglieder zu berücksichtigen. Beispiel: „Wie fühlst du dich mit dieser Entscheidung?“ oder „Was sagt dein Bauchgefühl dazu?“ Diese Fragen schaffen einen sicheren Raum für emotionale Aspekte und unterstützen eine ganzheitliche Betrachtung der Entscheidung.
Indem du diese verschiedenen Fragetechniken einsetzt, kannst du die Qualität der Teamentscheidungen erheblich verbessern und sicherstellen, dass alle Perspektiven und Aspekte berücksichtigt werden.
Fazit
Gute Fragen sind entscheidend für bessere Teamentscheidungen. Sie helfen, verschiedene Perspektiven zu erkunden, kritisches Denken zu fördern und das Engagement im Team zu steigern. Durch aktives Zuhören, Vertrauen und eine klare Trennung zwischen Fakten und Meinungen schaffst du die Grundlage für fundierte Entscheidungen.
Ernst Ferstl sagte einst: „Es sind unsere Fragen, die darüber entscheiden, ob wir ein Ja oder ein Nein zur Antwort bekommen.“ In diesem Sinne: Stelle die richtigen Fragen, sei offen für neue Perspektiven und fördere eine Kultur des gemeinsamen Entscheidens in deinem Team. So wirst du nicht nur bessere Entscheidungen treffen, sondern auch das Vertrauen und die Wertschätzung im Team stärken.