Team- vs Ein­zel­ent­schei­dun­gen

Mai 26, 2023

Show­no­tes

Einzel- oder Team­ent­schei­dun­gen? So triffst du die rich­ti­ge Wahl für dein Unter­neh­men

In der dyna­mi­schen Geschäfts­welt von heute stehen Füh­rungs­kräf­te häufig vor der Wahl, Ent­schei­dun­gen ent­we­der allei­ne zu tref­fen oder das gesam­te Team ein­zu­be­zie­hen. Die Ant­wort auf die Frage, welche Metho­de besser ist, lautet: Es kommt darauf an. Lass uns gemein­sam die Vor- und Nach­tei­le beider Ansät­ze sowie deren opti­ma­le Ein­satz­mög­lich­kei­ten erkun­den, damit du in Zukunft das Beste aus beiden Optio­nen her­aus­ho­len kannst.

Ein­zel­ent­schei­dun­gen: Schnell und Ver­ant­wor­tungs­voll

Bei Ein­zel­ent­schei­dun­gen trägt eine Person die allei­ni­ge Ent­schei­dungs­macht und Ver­ant­wor­tung. Das hat den Vor­teil, dass Ent­schei­dun­gen schnell getrof­fen werden können, da kein Kon­sens gefun­den oder keine Mehr­heit über­zeugt werden muss. Diese Effi­zi­enz ist beson­ders in Situa­tio­nen gefragt, in denen schnel­les Han­deln erfor­der­lich ist. Die Ver­ant­wor­tung liegt dabei klar bei der ent­schei­den­den Person.

Auch wenn du dir Unter­stüt­zung oder Bera­tung ein­holst, bleibt es eine Ein­zel­ent­schei­dung, solan­ge du allein ent­schei­dest. Dies ermög­licht dir, ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen, ohne die Ent­schei­dungs­fin­dung unnö­tig zu ver­lang­sa­men.

Team­ent­schei­dun­gen: Akzep­tanz und Enga­ge­ment för­dern

Team­ent­schei­dun­gen hin­ge­gen ent­ste­hen durch die Zusam­men­ar­beit meh­re­rer stimm­be­rech­tig­ter Per­so­nen. Dies för­dert die Akzep­tanz der getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen, da sie von meh­re­ren getra­gen werden. Zudem stei­gert die Ein­bin­dung in den Ent­schei­dungs­pro­zess das Enga­ge­ment und die Moti­va­ti­on der Team­mit­glie­der in der anschlie­ßen­den Umset­zung.

Ein häu­fi­ger Vor­teil von Team­ent­schei­dun­gen ist die Diver­si­tät der ein­ge­brach­ten Per­spek­ti­ven, was zu bes­se­ren, durch­dach­ten Ent­schei­dun­gen führen kann. Die Her­aus­for­de­rung besteht jedoch darin, dass der Pro­zess mehr Zeit in Anspruch nimmt. Unter­schied­li­che Mei­nun­gen müssen gehört und abge­wo­gen werden, was Mode­ra­ti­on und manch­mal Kom­pro­mis­se erfor­dert.

Obwohl Team­ent­schei­dun­gen viele Vor­tei­le bieten, sind sie nicht ohne Her­aus­for­de­run­gen. Einer der größ­ten Fak­to­ren ist die Dauer des Pro­zes­ses. Mehr Per­so­nen bedeu­ten mehr Aus­tausch, was Zeit kostet. Außer­dem kann es zu Domi­nanz ein­zel­ner Per­so­nen kommen, wenn ihre Mei­nun­gen beson­ders laut­stark ver­tre­ten werden, wäh­rend ruhi­ge­re Stim­men unter­ge­hen. Eine gute Mode­ra­ti­on ist hier essen­ti­ell, um sicher­zu­stel­len, dass alle gleich­be­rech­tigt gehört werden.

Die Rolle der Unter­neh­mens­kul­tur und per­sön­li­cher Prä­fe­ren­zen

Ob du lieber allei­ne oder im Team ent­schei­dest, hängt oft von deiner per­sön­li­chen Prä­fe­renz und deinem Füh­rungs­stil ab. Auto­no­me Ent­schei­dungs­ty­pen neigen dazu, allei­ne zu ent­schei­den, wäh­rend koope­ra­ti­ve Ent­schei­dungs­ty­pen die Ein­bin­dung des Teams bevor­zu­gen.

Auch die Kultur und die Erwar­tun­gen inner­halb eines Unter­neh­mens spie­len eine Rolle. In man­chen Unter­neh­men wird erwar­tet, dass Füh­rungs­kräf­te allei­ne ent­schei­den, wäh­rend andere auf einen hohen Grad an Betei­li­gung setzen.

Ein gutes Bei­spiel für die erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on von Einzel- und Team­ent­schei­dun­gen ist Google. Das Unter­neh­men för­dert eine Kultur der Inno­va­ti­on, indem es Teams ermög­licht, auto­no­me Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, wäh­rend Füh­rungs­kräf­te bera­tend zur Seite stehen. Dies hat zu bahn­bre­chen­den Pro­duk­ten wie Google Maps und Gmail geführt.

Das bringt uns auch direkt zum nächs­ten Punkt – der Kom­bi­na­ti­on beider Ansät­ze.

Inte­gra­ti­on von Einzel- und Team­ent­schei­dun­gen – Der Dele­ga­ti­on Poker

Der Dele­ga­ti­on Poker bietet eine ele­gan­te Lösung, die beiden Ent­schei­dungs­an­sät­ze zu kom­bi­nie­ren. In sieben Stufen kannst du den Grad der Ein­bin­dung und Ver­ant­wor­tung vari­ie­ren:

  1. Die Füh­rungs­kraft ent­schei­det allei­ne und teilt die Ent­schei­dung mit.
  2. Die Füh­rungs­kraft ent­schei­det allei­ne, aber ver­sucht anschlie­ßend das Team von der Ent­schei­dung zu über­zeu­gen.
  3. Die Füh­rungs­kraft holt sich den Rat von ein­zel­nen oder meh­re­ren Per­so­nen ein und ent­schei­det erst dann.
  4. Es wird ein Kon­sens gefun­den und gemein­sam eine Ent­schei­dung getrof­fen.
  5. Das Team ent­schei­det, die Füh­rungs­kraft steht bera­tend zur Seite.
  6. Das Team ent­schei­det auto­nom und teilt das Ergeb­nis der Füh­rungs­kraft mit.
  7. Die Füh­rungs­kraft dele­giert die Ent­schei­dung zu 100% an das Team und ist nicht mehr in den Ent­schei­dungs­pro­zess mit ein­ge­bun­den. Das Team ent­schei­det kom­plett auto­nom.

Diese Stufen ermög­li­chen es dir, je nach Situa­ti­on und Kon­text die geeig­ne­te Ent­schei­dungs­wei­se zu wählen und schritt­wei­se Ver­ant­wor­tung abzu­ge­ben.

Con­text is king – Das Cyne­fin Frame­work

Je nach Situa­ti­on sind unter­schied­li­che Ent­schei­dungs­mo­di gefragt. Das Cyne­fin-Frame­work hilft bei der Kate­go­ri­sie­rung von Ent­schei­dun­gen nach ihrer Kom­ple­xi­tät und unter­schei­det vier Kon­tex­te:

  1. Klar: Klare und ein­fa­che Ent­schei­dun­gen, bei denen Ursa­che und Wir­kung offen­sicht­lich sind. Schnel­le Ein­zel­ent­schei­dun­gen sind hier ange­bracht, da die Situa­ti­on und die Lösung klar sind.
  2. Kom­pli­ziert: Ent­schei­dun­gen, die durch Ana­ly­se und Exper­ti­se gelöst werden können. Team­ent­schei­dun­gen sind sinn­voll, um durch Fach­wis­sen und Ana­ly­se die beste Lösung zu finden.
  3. Kom­plex: Situa­tio­nen, bei denen Ursa­che und Wir­kung nicht vor­her­seh­bar sind. Hete­ro­ge­ne Teams sind gefragt, um viel­fäl­ti­ge Per­spek­ti­ven und inno­va­ti­ve Lösun­gen zu ent­wi­ckeln. Diese Ent­schei­dun­gen erfor­dern oft ite­ra­ti­ve Ansät­ze wie Expe­ri­men­te und Anpas­sun­gen.
  4. Chao­tisch: Situa­tio­nen, die sofor­ti­ges Han­deln erfor­dern, um Ord­nung zu schaf­fen. Schnel­le Ein­zel­ent­schei­dun­gen sind not­wen­dig, um sofort zu han­deln und die Situa­ti­on unter Kon­trol­le zu brin­gen.

Inter­es­sant zu wissen: In der Mitte dieser 4 Kon­tex­te steht die Domäne “Unklar”. Ver­ein­facht gesagt han­delt es sich dabei um Situa­tio­nen, die noch nicht voll­stän­dig ver­stan­den sind und weiter unter­sucht werden müssen, bevor sie in eine der ande­ren Domä­nen ein­ge­ord­net werden können. Hier kann es not­wen­dig sein, zunächst Daten zu sam­meln und zu ana­ly­sie­ren, um Klar­heit zu gewin­nen.

Das Cyne­fin Frame­work ist kein Patent­re­zept, denn viele Ent­schei­dun­gen sind mehr­schich­tig, haben ein­fa­che und kom­ple­xe Bestand­tei­le oder wan­dern von einer in die nächs­te Domäne der Cyne­fin-Matrix. Jedoch bietet das Cyne­fin-Frame­work eine Navi­ga­ti­ons­hil­fe, mit der du den Kon­text greif­bar machen kannst.

Wei­te­re Kri­te­ri­en für Team- vs. Ein­zel­ent­schei­dun­gen

Neben dem Kon­text beein­flus­sen wei­te­re Kri­te­ri­en die Wahl zwi­schen Einzel- und Team­ent­schei­dun­gen. Diese Kri­te­ri­en helfen dir zu bestim­men, wann welche Ent­schei­dungs­art am besten geeig­net ist:

Akzep­tanz:

Team­ent­schei­dun­gen finden in der Regel höhere Akzep­tanz inner­halb der Orga­ni­sa­ti­on. Dies liegt daran, dass meh­re­re Per­so­nen in den Ent­schei­dungs­pro­zess ein­ge­bun­den sind und somit unter­schied­li­che Sicht­wei­sen berück­sich­tigt werden. Diese kol­lek­ti­ve Betei­li­gung führt zu einem stär­ke­ren Com­mit­ment und Unter­stüt­zung bei der Umset­zung der Ent­schei­dung. Die höhere Akzep­tanz kann beson­ders wich­tig sein, wenn die Ent­schei­dung weit­rei­chen­de Aus­wir­kun­gen auf das Team oder die gesam­te Orga­ni­sa­ti­on hat.

Geschwin­dig­keit:

Ein­zel­ent­schei­dun­gen können schnel­ler getrof­fen werden als Team­ent­schei­dun­gen. Dies ist beson­ders rele­vant in Situa­tio­nen, die schnel­les Han­deln erfor­dern, wie etwa in Not­fäl­len oder bei zeit­kri­ti­schen Auf­ga­ben. Da keine Abstim­mung oder Dis­kus­si­on mit ande­ren Betei­lig­ten not­wen­dig ist, können Ein­zel­ent­schei­dun­gen effi­zi­ent und unmit­tel­bar getrof­fen werden. Diese Geschwin­dig­keit kann ent­schei­dend sein, um Chan­cen zu nutzen oder Risi­ken schnell zu mini­mie­ren.

Kosten:

Team­ent­schei­dun­gen sind in der Regel teurer als Ein­zel­ent­schei­dun­gen. Der Grund liegt in den höhe­ren Res­sour­cen­kos­ten, da meh­re­re Per­so­nen ihre Zeit und Exper­ti­se in den Ent­schei­dungs­pro­zess ein­brin­gen müssen. Dies kann zusätz­li­che Aus­ga­ben für Mee­tings, Recher­chen und mög­li­cher­wei­se auch Rei­se­kos­ten bedeu­ten. Wenn die Ent­schei­dungs­fin­dung viele Per­so­nen umfasst, stei­gen die Kosten pro­por­tio­nal an. Daher soll­ten die finan­zi­el­len Aspek­te und der Nutzen einer Team­ent­schei­dung sorg­fäl­tig abge­wo­gen werden.

Ent­wick­lung der Team­mit­glie­der:

Team­ent­schei­dun­gen för­dern das Lernen und die Ent­wick­lung der Betei­lig­ten. Durch ihre aktive Teil­nah­me am Ent­schei­dungs­pro­zess erhal­ten Team­mit­glie­der Ein­blick in die Hin­ter­grün­de, Anfor­de­run­gen und Rah­men­be­din­gun­gen, die die Ent­schei­dung beein­flus­sen. Dies erwei­tert ihr Ver­ständ­nis und befä­higt sie, in Zukunft fun­dier­te­re und eigen­stän­di­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Die gemein­sa­me Arbeit an Ent­schei­dungs­pro­zes­sen stärkt zudem die Team­dy­na­mik und die Fähig­keit zur Zusam­men­ar­beit.

Ver­ant­wort­lich­keit:

Bei Ein­zel­ent­schei­dun­gen ist klar, wer die Ver­ant­wor­tung trägt. Die ver­ant­wort­li­che Person kann direkt zur Rechen­schaft gezo­gen werden, was die Nach­voll­zieh­bar­keit erhöht. Bei Team­ent­schei­dun­gen kann die Ver­ant­wort­lich­keit dif­fu­ser sein, da die Ent­schei­dung kol­lek­tiv getrof­fen wird. Es besteht die Gefahr, dass sich Ein­zel­per­so­nen hinter der Grup­pen­ent­schei­dung ver­ste­cken und Ver­ant­wor­tung abschie­ben. Dies kann durch trans­pa­ren­te Ent­schei­dungs­pro­zes­se und klare Rol­len­ver­tei­lun­gen im Team gemil­dert werden.

Diese zusätz­li­chen Kri­te­ri­en zeigen, dass die Wahl zwi­schen Einzel- und Team­ent­schei­dun­gen sorg­fäl­tig abge­wo­gen werden sollte. Die rich­ti­ge Balan­ce zwi­schen Effi­zi­enz, Kosten, Akzep­tanz und der Ent­wick­lung des Teams kann je nach spe­zi­fi­scher Situa­ti­on vari­ie­ren.

Fazit

Die Frage, ob Einzel- oder Team­ent­schei­dun­gen besser sind, lässt sich nicht pau­schal beant­wor­ten. Der Kon­text und die spe­zi­fi­schen Umstän­de bestim­men die opti­ma­le Ent­schei­dungs­wei­se. Durch die Anwen­dung von Metho­den wie dem Dele­ga­ti­on Poker und die Berück­sich­ti­gung des Cyne­fin Frame­works kannst du fle­xi­bel und situa­tiv die beste Ent­schei­dung tref­fen. Enga­gie­re dein Team, nutze ihre Exper­ti­se und för­de­re eine Kultur der Zusam­men­ar­beit, um gemein­sam die besten Ergeb­nis­se zu erzie­len.

Wie Steve Jobs so schön sagte: „It makes no sense to hire smart people and tell them what to do. We hire smart people so they can tell us what to do.“ Indem du die Fähig­kei­ten und das Wissen deines Teams nutzt und eine Umge­bung schaffst, die sowohl Einzel- als auch Team­ent­schei­dun­gen inte­griert, kannst du das volle Poten­zi­al deiner Orga­ni­sa­ti­on ent­fal­ten.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

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