Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein

Oktober 24, 2023

Shownotes

🎧 Podcast „Entscheidungsnavigator“
🎯 Zum unverbindlichen Entscheidergespräch
👋 Vernetze dich mit Christian auf LinkedIn
🎬 Entscheidungsnavigator auf Youtube
📖 Buchtipp: Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein

Die verblüffenden Erkenntnisse der Verhaltensökonomie

Heute möchte ich mit dir ein Thema erkunden, das uns alle betrifft, unabhängig von unserer beruflichen Branche oder Lebenslage: Warum fällt es uns oft so schwer, ein guter Mensch zu sein? Diese Frage, inspiriert durch das gleichnamige Buch von Armin Falk, bildet das Herzstück unserer heutigen Episode. In dieser Folge werden wir in die faszinierende Welt der Moral, der Entscheidungsfindung und der Verhaltensökonomie eintauchen.

Wir werden uns fragen, warum es manchmal so herausfordernd ist, in moralisch korrekter Weise zu handeln. Für Führungskräfte ist der berufliche Weg häufig von komplexen Entscheidungen geprägt. Oft stehen wir vor Dilemmata, bei denen wir abwägen müssen, was ethisch richtig und gleichzeitig profitabel ist. Genau diese Balance zwischen ethischem und wirtschaftlichem Erfolg werden wir heute erkunden.

Ich lade dich ein, mich auf einer Reise zu begleiten, die uns von überraschenden moralischen Dilemmata zu erhellenden Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie führen wird. Wir werden sehen, wie soziale Anreize unser Verhalten beeinflussen können, und wir werden praktische Schritte für Führungskräfte untersuchen, um ethisch fundierte Entscheidungen zu treffen.

Doch bevor wir in die Tiefe gehen, möchte ich eine wichtige Frage stellen: Hast du dich schon einmal gefragt, warum es in bestimmten Situationen so schwierig ist, die richtige Entscheidung zu treffen oder ein guter Mensch zu sein? In dieser Episode werden wir gemeinsam nach Antworten suchen.

Verhaltensökonomie und kognitive Verzerrungen

Die Verhaltensökonomie ist ein grundlegendes Konzept, das einen erheblichen Einfluss auf unsere Entscheidungsfindung und unser Verhalten hat. Als Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft verbindet es Ökonomie und Psychologie, um zu untersuchen, wie Menschen tatsächlich entscheiden. Dabei wird deutlich, dass unsere Entscheidungen oft von Faktoren beeinflusst werden, die weit über die reine Rationalität hinausgehen.

Denke einmal an deine Karriere zurück. Hast du jemals eine Entscheidung getroffen, bei der du im Nachhinein denkst, dass sie aus rationaler Sicht nicht die beste war? Die Verhaltensökonomie kann uns dabei helfen zu verstehen, warum wir möglicherweise so gehandelt haben. Menschen neigen oft dazu, heuristische Denkmuster anzuwenden, die zu systematischen Denkfehlern führen können. Ein Beispiel hierfür ist der Ankereffekt, bei dem wir uns zu stark an die erste verfügbare Information klammern und unsere Entscheidungen danach ausrichten, unabhängig von späteren Informationen.

Dies ist nur ein kleines Beispiel von vielen Verzerrungen und Effekten, die unsere Entscheidungen beeinflussen können. Emotionen und soziale Normen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Untersuchung von Zeitpräferenzen, da Menschen oft kurzfristige Belohnungen den langfristigen Gewinnen vorziehen. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und langfristiger Erfolg zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist es entscheidend, diese Aspekte zu verstehen.

Die Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftswelt. Unternehmen nutzen diese Erkenntnisse zunehmend, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die den psychologischen Bedürfnissen ihrer Kunden entsprechen.

Bevor wir konkrete Beispiele betrachten, möchte ich betonen, dass die Verhaltensökonomie nicht nur die Schwächen des menschlichen Denkens aufdeckt, sondern auch Wege aufzeigt, wie wir bessere Entscheidungen treffen können.

Moralische Dilemmata, die es erschweren ein guter Mensch zu sein

Moralische Dilemmata sind keine abstrakten Konzepte, sondern ein integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens, sowohl im Privaten als auch in der Geschäftswelt. Ein klassisches Beispiel für ein moralisches Dilemma ist das sogenannte „Trolly Problem“.

Dieses berühmte Gedankenexperiment der britischen Philosophin Philippa Foot stellt uns vor die Frage, wie wir handeln würden, wenn ein außer Kontrolle geratener Zug auf Gleisarbeiter zusteuert, aber auch eine einzelne Person auf einem anderen Gleis steht. Wir stehen an der Weiche und müssen entscheiden, welches Gleis der Zug nehmen soll.

Welche Wahl würdest du treffen? In der Geschäftswelt und im Alltag sind moralische Dilemmata oft viel subtiler. Beispielsweise die Entscheidung, eine kostensparende Maßnahme zu ergreifen, die möglicherweise zur Entlassung von Mitarbeitern führen könnte, oder die Überlegung, eine Partnerschaft mit einem Unternehmen einzugehen, dessen Praktiken ethisch fragwürdig sind, aber finanziell attraktiv erscheinen.

Die Verhaltensökonomie zeigt, dass Entscheidungen in solchen Situationen oft von unseren Werten und sozialen Normen beeinflusst werden. Wir sind keine rein rationalen Wesen, sondern hochkomplexe Individuen mit ethischen Überlegungen. Genau diese Vielschichtigkeit der Einflussfaktoren macht Entscheidungen oft so herausfordernd.

Kognitive Dissonanz und wie wir unser Verhalten schönreden

Kognitive Dissonanz, ein Begriff aus der Sozialpsychologie, beschreibt einen unangenehmen Gefühlszustand, der auftritt, wenn wir unvereinbare Gedanken, Meinungen oder Absichten haben. In der Geschäftswelt kann dies beispielsweise dann der Fall sein, wenn eine Entscheidung im Widerspruch zu unseren ethischen Grundsätzen und Werten steht.

Besonders spannend ist hier, dass wir Menschen dazu tendieren, unsere moralischen Entscheidungen zu rechtfertigen, um unser Selbstbild intakt zu halten. Das bedeutet, dass wir oft Gründe suchen, um unsere Entscheidungen mit unseren Werten in Einklang zu bringen, auch wenn sie es vielleicht nicht sind.

All diese Herausforderungen bedeuten jedoch nicht, dass wir moralische Dilemmata nicht lösen können. Im Gegenteil, die Verhaltensökonomie bietet Einblicke, wie wir unser Verhalten und unsere Entscheidungen in ethischen Konflikten verbessern können. Hierbei spielen zwei faszinierende Aspekte der menschlichen Natur eine Rolle:

Soziale Anreize und Altruismus

Altruismus bezeichnet ein selbstloses Verhalten, bei dem man Ressourcen aufwendet, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Altruismus zeigt sich nicht nur in heroischen Taten, sondern auch in kleinen, alltäglichen Handlungen.

Als Führungskraft hast du sicherlich Situationen erlebt, in denen soziale Anreize und Altruismus eine Rolle spielten. Die Verhaltensökonomie beschreibt, dass soziale Anreize und der Wunsch nach sozialer Anerkennung oft eine wichtige Rolle bei unseren Entscheidungen spielen.

Ein bekanntes Experiment, das dies verdeutlicht, ist das Ultimatum Spiel. Im Ultimatum-Spiel erhalten zwei Spieler Geld, wobei einer die Aufteilung vornimmt und der andere zustimmen oder ablehnen kann. Rational betrachtet würde der Spieler, der das Geld erhält, jeden Betrag akzeptieren, selbst wenn er unfair ist. In der Praxis jedoch lehnen Spieler oft unfaire Angebote ab, um Gerechtigkeit zu wahren, selbst wenn dies bedeutet, dass beide leer ausgehen.

Dieses Verhalten zeigt, dass wir bereit sind, persönliche Verluste in Kauf zu nehmen, um soziale Gerechtigkeit sicherzustellen. Unternehmen nutzen dieses Wissen, um Kunden dazu zu motivieren, ethische Produkte zu kaufen oder nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Dies verdeutlicht, wie soziale Anreize nicht nur individuelle Entscheidungen beeinflussen, sondern auch den Erfolg von Unternehmen fördern können. So öffnet die Verhaltensökonomie Türen für ein tieferes Verständnis menschlicher Entscheidungsfindung, insbesondere in moralischen Kontexten. Aber wie können wir sicherstellen, dass diese Anreize in der Geschäftswelt auch nachhaltig sind und den langfristigen Erfolg fördern?

Ethische Führung

Die Frage, wie wir sicherstellen können, dass Anreize in der Geschäftswelt nachhaltig sind und langfristigen Erfolg fördern, ist von großer Bedeutung. Hierbei spielen ethische Führung und eine klare Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle.

Wenn Führungskräfte ethische Prinzipien aktiv fördern und eine Kultur schaffen, die soziales Engagement und Altruismus belohnt, können sie langfristige positive Veränderungen bewirken. Es gibt noch einige weitere faszinierende Beispiele wie den Schneeball- oder den Zuschauereffekt, die Verhaltensphänomene im Kontext sozialer Faktoren erklären.

All diese Erkenntnisse können im Unternehmensumfeld auf verschiedene Weisen relevant sein und helfen, ethische Fallen zu vermeiden, welche es oft erschweren, ein guter Mensch zu sein. Ethik ist dabei kein statisches Konzept. Was heute als ethisch gilt, kann in der Zukunft ganz anders bewertet werden. Daher ist es wichtig, besonders als Führungskraft, sich kontinuierlich mit dem Thema auseinanderzusetzen und auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Tipps für gute ethische Entscheidungen als Führungskraft

Als Führungskraft ist es von entscheidender Bedeutung, ethisch verantwortliche Entscheidungen zu treffen, da diese nicht nur das Ansehen des Unternehmens prägen, sondern auch die Moral und Produktivität der Mitarbeiter beeinflussen können. Hier sind abschließend noch einige Tipps, die dir dabei helfen können, gute ethische Entscheidungen zu treffen:

  •  Selbstreflexion: Beginne damit, deine eigenen Werte und ethischen Grundsätze zu definieren. Im Unternehmenskontext definiere die ethischen Werte und Grundsätze, die für das Unternehmen wichtig sind.
  • Ethische Richtlinien entwickeln: Erstelle klare ethische Richtlinien und Kommunikationsstrategien, die diese Werte und Grundsätze vermitteln. Stelle sicher, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Richtlinien verstehen und anwenden können.
  • Ethik in die Unternehmenskultur integrieren: Fördere eine Unternehmenskultur, die ethisches Verhalten unterstützt und belohnt. Dies kann durch Schulungen, Anerkennungsprogramme und Offenheit für ethische Bedenken erreicht werden.
  • Ethik im Geschäftsmodell verankern: Überlege, wie ethische Überlegungen in das Geschäftsmodell integriert werden können. Dies kann bedeuten, nachhaltigere Praktiken zu übernehmen oder als Unternehmen soziale Verantwortung zu übernehmen.
  • Sorgfältige Analyse und Überlegung: Nimm dir ausreichend Zeit, um ethische Dilemmata zu analysieren und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen. Setze sie in Kontext mit den unternehmerischen Werten und denke über die langfristigen Auswirkungen der Entscheidungen nach.

Denke daran, dass ethische Entscheidungsfindung oft mit kleinen Schritten beginnt und sich in der Summe positiv auf dein Unternehmen auswirkt. Es ist keine leichte Aufgabe und erfordert manchmal auch Mut. Ich hoffe, dass dieser Artikel dir nicht nur einen Einblick in die spannende Welt der Verhaltensökonomie gegeben hat, sondern auch die Wichtigkeit der ethischen Entscheidungsfindung aufgezeigt hat.

Fazit

Ethische Entscheidungen sind weit mehr als nur ein Abwägen von Kosten und Nutzen. Sie sind Ausdruck unserer Werte, unserer gesellschaftlichen Verantwortung und unseres langfristigen Erfolgs. Die Verhaltensökonomie bietet uns die Werkzeuge, um ethische Dilemmata besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur profitabel, sondern auch moralisch vertretbar sind. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung immer wichtiger werden, ist dieses Wissen von unschätzbarem Wert und helfen ein guter Mensch zu werden.

Christian Koudela

Entscheidungsnavigator, Autor, Berater & Trainer

Ich will echte Veränderungen ermöglichen und Unternehmen zu einem Ort machen, an dem Wertschätzung für die Leistungen und Kompetenzen aller Beteiligten zum Alltag gehört. An dem die Arbeit Freude und Sinn stiftet – ein arbeitswerter Ort ist. Und nicht nur ein Rettungsanker sein, mit dem du dich immer wieder von einer herausfordernden Entscheidung zur nächsten hangelst.

Buche Dir jetzt ein unverbindliches Entscheidungsgespräch: jetzt Termin buchen

Das könnte Dich auch interessieren

Seite [tcb_pagination_current_page] von [tcb_pagination_total_pages]

Regelmäßig entscheidende Infos erhalten

Trage Dich in unseren Newsletter ein, um regelmäßig aktuelle Informationen zum Thema Entscheiden zu bekommen.

Infos zur Verarbeitung Deiner Daten kriegst Du in unserer Datenschutzerklärung.
Du kannst dich außerdem jederzeit problemlos wieder abmelden.

Einfach entscheiden

Das praktische Handbuch für Entscheidungen in Organisationen.

Welcher Entscheidertyp bist du?

Fülle dein KAIROS Entscheiderprofil aus und triff bewusst gute Entscheidungen.

Auf die Ohren gibt es

Und zwar Expertenwissen aus über 25 Jahren Entscheidungsforschung im Entscheidungsnavigator Podcast.