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Guter Schlaf für bessere Entscheidungen
Heute geht es um ein Thema, das im Leben von uns allen präsent ist – und für manche von uns ist es sogar heilig: der gute Schlaf. Es ist eines der lebensnotwendigen Grundbedürfnisse des Menschen und beeinflusst unser tagtägliches Leben und Erleben.
Du hast es bestimmt schon einmal selbst erlebt: Wenn du eine Nacht kaum geschlafen hast, fühlst du dich am nächsten Tag nicht richtig leistungsfähig. Guter Schlaf ist nämlich nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unser Gehirn und unsere kognitive Leistungsfähigkeit unfassbar wichtig.
Doch was genau hat es damit auf sich und wie kann guter Schlaf für bessere Entscheidungen sorgen?
Was im Schlaf passiert
Wir alle tun es, wir alle brauchen es und es ist so natürlich wie das Atmen. Doch was einfach klingt, ist in Wahrheit ein komplexer Vorgang, der aus mehreren Zyklen und Phasen besteht und von unserem Gehirn gesteuert wird.
Der Prozess startet allerdings schon vor dem eigentlichen Schlafen – nämlich dann, wenn es dunkel wird. Bei Dunkelheit wird das Schlafhormon Melatonin von der Zirbeldrüse im Gehirn ausgeschüttet, was dazu führt, dass wir müde werden.
Melatonin ist ein Botenstoff, der unserem Körper sagt: Jetzt ist es Zeit, sich auszuruhen, und damit den Energieverbrauch herunterzufahren.
Ausreichend guter Schlaf ist für uns enorm wichtig, weil der Körper diese Ruhephasen braucht, um fit zu bleiben. Im Schlaf läuft der Körper quasi auf Sparflamme – Herzschlag und Blutdruck sinken, und Stoffwechselprozesse wie beispielsweise die Fettverbrennung laufen auf Hochtouren. Ebenfalls voll aktiv sind alle möglichen Reparaturprozesse unserer Zellen.
In der Tiefschlafphase schüttet das Gehirn große Mengen eines Wachstumshormons aus, und das stärkt nicht nur die Knochenfestigkeit, sondern steigert auch die Leistungsfähigkeit und sorgt für eine bessere Wundheilung. Außerdem wird im Schlaf die Abwehr gestärkt – das funktioniert aber nur, wenn unser Schlaf tief und erholsam ist.
„Sich gesund schlafen“ ist also nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern es passiert tatsächlich. Auch für unsere Gefühlswelt ist ein qualitativ guter Schlaf enorm wichtig, denn in Träumen werden Erlebnisse und damit verbundene Emotionen verarbeitet.
Was passiert, wenn wir zu wenig Schlaf bekommen?
Durch Schlafmangel wird die Funktion wichtiger Immunzellen herabgesetzt – das hat unter anderem zur Folge, dass unser Körper anfälliger für Infekte wird. Auch unsere kognitive Leistungsfähigkeit nimmt bei unzureichendem Schlaf drastisch ab.
Vielleicht hast du es auch schon bei dir selbst beobachtet, dass du nach einer schlaflosen Nacht einen gewissen Verlust von Fokus oder Aufmerksamkeit erlebst. Deine Fähigkeit, dich zu konzentrieren, lässt nach. Du bist leichter anfällig für Ablenkungen und kannst relevante Informationen nicht mehr so gut filtern und verarbeiten.
Die Reaktionsfähigkeit verringert sich ebenfalls bei Schlafmangel. Sind wir dann auf der Arbeit oder im Straßenverkehr unterwegs, kann das problematisch und sogar gefährlich werden.
Wie uns unser Gehirn im Tiefschlaf weiser macht
Nach der Einschlafphase und der Leichtschlafphase kommen wir in die Tiefschlafphase. In dieser Schlafphase werden u.a. die im Tagesverlauf vom Hippocampus gespeicherte Erlebnisse und Gedanken in den Neokortex hochgeladen.
Der Hippocampus ist eine Region im Gehirn, in welchem die Erlebnisse vom Tag zwischengespeichert werden. Also eine Art Kurzzeitgedächtnis. Der Neokortex hingegen ist unser riesengroßer Langzeitspeicher. Dort liegen unsere Langzeiterinnerungen.
Dieser Upload vom Hippocampus in den Neokortex findet täglich im Schlaf statt.
Je intensiver die Erlebnisse des Tages waren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Langzeitgedächtnis – im Neokortex – abgelegt und gespeichert werden.
Guter Schlaf und Intuition
Und jetzt kommen wir zu einem spannenden Punkt: Vorwiegend in der zweiten Schlafhälfte werden die frisch hochgeladenen Erinnerungsinhalte mit früheren Erinnerungen in Beziehung gebracht. Wir merken das oft daran, dass wir träumen.
Auch, wenn wir in anderen Schlafphasen ebenfalls träumen können, so sind die Träume in dieser Phase am intensivsten. Dabei kommt es zu den typischen schnellen Augenbewegungen, auch „Rapid Eye Movement” genannt, denen die REM-Phase ihren Namen zu verdanken hat.
Während wir durch diese Traumwelt wandern, arbeitet unser Gehirn all unsere emotional bedeutsamen Erlebnisse und Gedanken des Vortages auf und verwebt sie mit früheren Erinnerungen zu individuellen Erkenntnissen. Dieser Aspekt unseres Schlafes ist also der Vorgang, der uns weiser werden lässt.
Da dieser Gewinn an Erkenntnissen und Wissen im Schlaf passiert, hat diese Zeit eine elementare Bedeutung für unsere mentale Reifung.
Von der Traumphase zu neuen Einsichten
Verknüpfen sich nun in der Traumphase frühere Erkenntnisse mit neuen Einsichten bzw. diesen frischen Erinnerungen, entstehen auch neue Einsichten. Doch im Vergleich zu konkreten Erinnerungen sind diese neuen Einsichten und Erkenntnisse weder an Orts- noch an Zeit-Koordinaten gebunden. Das heißt, wir wissen nicht, wozu oder an was diese Einsicht verknüpft ist.
Deshalb können wir auch nicht genau wissen, wie viele und welche tatsächlichen Ereignisse zu solchen zusammengesetzten Erfahrungen verwoben wurden. Und so bleibt meist nur dieses Bauchgefühl – also eine wiedererlebte Emotion, die diesen Erinnerungen zugrunde liegt.
Obwohl uns ein Bauchgefühl selten an ein bestimmtes Ereignis erinnert – weil viele Erinnerungen und Ereignisse dazu beigetragen haben, dieses Bauchgefühl zu formen – beeinflusst es dennoch unsere zukünftigen Entscheidungen. Dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden, denn schließlich bestehen diese Bauchgefühle und unsere Intuition aus der Verknüpfung vieler einzelner Erfahrungen.
Nach dem Prozess des Hochladens von Erfahrungen und Emotionen bis zur Verknüpfung dieser Ereignisse und Erlebnisse wird der Hippocampus quasi formatiert. Man kann es mit einer Digitalkamera vergleichen: Nach dem Hochladen der Fotos muss die Speicherkarte geleert werden, um Platz für neue Fotos zu schaffen.
Wenn wir bei der Metapher der Kamera bleiben, werden im Schlaf zunächst die Informationen von der Speicherkarte (die Informationen eines Tages speichern kann) ins Langzeitgedächtnis verschoben und im zweiten Schritt werden die Informationen von diesem Tag mit alten, bereits lange bestehenden Erinnerungen verknüpft und möglicherweise auch zu etwas Neuem weiterentwickelt.
Ich halte diesen Aspekt für besonders wichtig, denn er zeigt, dass unser Bauchgefühl oder unsere Intuition nicht etwas „Mystisches“ ist, das aus dem Nichts kommt, sondern vielmehr auf unseren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen basiert.
Guter Schlaf: Die Basis für Innovation und kluge Entscheidungen
Durch die Verknüpfung von Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebtem in der Tiefschlafphase entstehen neue Assoziationen – und diese können auch neue, unkonventionelle Ideen hervorbringen. Das bedeutet, dass wir durch eine gute Schlafqualität auch innovativer werden und erklärt, warum das Sprichwort „eine Nacht drüber schlafen“ bei schwierigen Entscheidungen tatsächlich hilfreich sein kann.
Natürlich sorgt guter Schlaf auch dafür, dass wir am nächsten Morgen wieder frisch und ausgeruht, mit neuer Energie an Herausforderungen und Probleme herangehen können. Finden wir nicht genug Zeit zum Schlafen und Ausruhen, kann unser Körper den Stress, den wir am Tag aufgebaut haben, nicht ausreichend abbauen und es kann sein, dass wir mit erhöhtem Stresslevel in den Tag starten.
Ausreichend Schlaf stärkt auch die Fähigkeit, auf emotionale Herausforderungen angemessen zu reagieren. Ich sage gerne, dass guter Schlaf für gute Stoßdämpfer sorgt, mit denen wir mit emotionalem Druck besser umgehen können.
Gerade bei Entscheidungen ist es wichtig, dass wir uns nicht von Emotionen leiten lassen, sondern ausgeschlafen, mit der nötigen Energie und „starken Stoßdämpfern“ an Entscheidungen herangehen können.
Das heißt, für gute Entscheidungen ist es wichtig, einen guten Schlaf zu haben. Doch wie?
Schlafhygiene statt nächtliches Gedankenkarussell
Vermutlich hast du dich schon häufiger im nächtlichen Gedankenkarussell wiedergefunden und so sehr du auch schlafen wolltest, du konntest das Grübeln einfach nicht abstellen.
Schlafprobleme, die oft mit Stress verbunden sind, können zu einem regelrechten Teufelskreis werden. Doch wie kannst du das nächtliche Grübeln stoppen?
Die Antidote lautet: Schlafhygiene.
Schlafhygiene bedeutet vereinfacht gesagt, alles Wesentliche zu tun, um unsere Schlafqualität zu verbessern und alles zu vermeiden, was unseren Schlaf verschlechtert.
Dazu gehört beispielsweise das Vermeiden von Alkohol und koffeinhaltigen Getränken kurz vor dem Zubettgehen. Stattdessen solltest du eine Schlafroutine etablieren und regelmäßig Sport sowie Entspannungsübungen in deinen Alltag integrieren.
Eine hilfreiche Methode könnte sein, deine kreisenden Gedanken vor dem Schlafengehen aufzuschreiben. Dadurch kannst du einfacher von den Gedanken loslassen und weißt, dass du am nächsten Tag auf deine Notizen zurückblicken kannst, um nichts zu vergessen. Das Aufschreiben signalisiert zudem deinem Gehirn auch, dass diese Gedanken wichtig sind.
Da dein Gehirn diese Gedanken dann verarbeitet und mit deinen früheren Erfahrungen in Beziehung setzt, können möglicherweise auch neue Lösungen entstehen, die dir dann am Morgen nach dem Aufwachen sozusagen „ganz aus dem Nichts“ einfallen.
Guter Schlaf ist also ein regelrechter Entscheidungshelfer und Problemlöser – wir müssen nur lernen, mehr darauf zu vertrauen. Das ist natürlich oft leichter gesagt als getan, doch du kannst dein Gehirn trainieren.
Wenn du abends grübelnd im Bett liegst und versuchst, mit leeren Akkus eine Entscheidung zu treffen, erinnere dich daran, dass es tatsächlich effektiver ist, zu schlafen. Am nächsten Tag kannst du dich dann dem Thema stellen und eine gute Entscheidung treffen, wenn dein Geist erholt ist und du frische Energie hast.
Verabschiede dich also vom nächtlichen Gedankenkarussell und setze auf eine gesunde Schlafhygiene. Du wirst sehen, wie sich das positiv auf deine Schlafqualität und Entscheidungsfähigkeit auswirken kann.
Fazit
Guter Schlaf ist auf so vielen Ebenen wichtig: für unseren Körper, unsere Psyche und unsere Gefühlswelt. Im Schlaf bauen wir einerseits Stress ab und verarbeiten andererseits Erlebnisse und Emotionen. Doch das wirklich Wichtige und Spannende, aus meiner Sicht, ist die Verknüpfung dieser mit vorherigen Erfahrungen und Erinnerungen.
Denn das bedeutet, dass guter Schlaf unsere Intuition und unser Bauchgefühl entwickelt, wir an Weisheit gewinnen, möglicherweise zu neuen Erkenntnissen gelangen und bessere Entscheidungen treffen können.
Ich möchte an dieser Stelle mit einem Zitat abschließen, welches ich sehr passend für das Thema finde:
„Wer sich nachts zu lange mit Problemen von morgen beschäftigt, ist am nächsten Tag zu müde, sie zu lösen.“
– Reiner Haag